Bei einem Gartenfest im Élysée überreichte Frankreichs Präsident Sarkozys Ingrid Betancourt den Orden "Ritter der Ehrenlegion".
Mit ihrem ärmellosen, kurzen blauen Kleid und einem strahlenden Lachen war Ingrid Betancourt am Montag die unbestrittene Königin der "Garden Party" im Élysée-Palast. Entspannt, ruhig und glücklich wirkte die kolumbianische Politikerin, die erst wenige Tage zuvor aus einer mehr als sechsjährigen Geiselhaft im Dschungel Kolumbiens befreit worden war. "Sehen Sie diese elegante Frau", sagte Präsident Nicolas Sarkozy. Und er wies dabei nicht auf seine Gattin Carla hin, die in einem schlichten dunklen Kleid danebenstand. Vor einem Jahr hatte Sarkozy mit ähnlichen Worten seine damalige Frau Cécilia in Verlegenheit gebracht.
Verlegen war Betancourt nicht, eher befreit. "Ich bin hier als Frau gekleidet", sagte sie. "Langsam werde ich wieder ich selbst." Aber bei aller Freude dürfe man diejenigen nicht vergessen, die weiter als Gefangene im heißen Dschungel Südamerikas darbten. "Mein Herz zieht sich zusammen, wenn ich an diejenigen denke, die dortgeblieben sind, allein. Sie werden nach meiner Freilassung wahrscheinlich schlechter behandelt."
"Ritter der Ehrenlegion"
Die "Garden Party" mit
tausenden Gästen war ein festlicher Abschluss des Rahmenprogramms zum
Gründungsgipfel der Mittelmeerunion. Sarkozy nutzte die Gelegenheit,
Betancourt mit dem hohen Orden "Ritter der Ehrenlegion" auszuzeichnen. Er
heftete den Orden an das blaue Kleid, das mit einer weißen Freiheitsmöwe
geschmückt war. "Sie ist ein Beispiel für jeden von uns", sagte Sarkozy.
Die kleine Zeremonie wurde auf zahlreichen Bildschirmen im Élysée-Palast selbst sowie im Garten übertragen. Doch nicht alle Gäste waren interessiert. Während Lateinamerikaner sich eng um manche Bildschirme scharten, drängten andere an die Buffets oder schossen Erinnerungsfotos. Feuerwehrleute suchten vor der heißen Sonne Zuflucht im Schatten vor dem Gartenbrunnen. Junge Damen posierten mit betressten Offizieren vor der Kamera, und UNO-Soldaten aus Guatemala irrten verloren zwischen den Gästen aus der Pariser Haute Volée umher.
Der grüne Rasen im Garten des Élysée-Palastes war angesichts des dichten Gedränges kaum zu sehen. Die Präsidenten und Könige, die kurz zuvor noch die Militärparade auf den Champs Élysées verfolgt hatten, mischten sich zunächst nicht unter die Gäste. Sie blieben, sofern sie anwesend waren, in den Gemächern des Palastes.
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