Mario Scaramella wollte mit einem Dossier über KGB-Verstrickungen in der italienischen Politik, um Silvio Berlusconi zum Sieg zu verhelfen.
Das Dossier hätte nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Dienstagsausgabe) kurz vor den Parlamentswahlen im April veröffentlicht werden sollen, um Prodi, Anführer der Mitte-Links-Allianz, im Wahlkampf gegen den damals noch amtierenden Regierungschef Silvio Berlusconi zu schaden.
Internationaler Posten als Gegenlohn
"Repubblica"
veröffentlichte abgehörte Telefongespräche zwischen Scaramella und einem
amerikanischen Bekannten, in dem der Italiener damit prahlte, dass ihm
Berlusconi einen prestigereichen internationalen Auftrag bei der UNO oder
bei der NATO als Dank für seine Ermittlungen gegen Prodi versprochen hatte.
Im Interview mit Bruno Vespa, Moderator der von RAI 1 gesendeten Polit-Show "Porta a Porta" betonte der 36-jährige Neapolitaner, dass er im Besitz von Dokumenten und Videos über mysteriöse Verstrickungen zwischen italienischen Politikern und Journalisten mit dem KGB sei. In einigen Videos seien die Informationen Litwinenkos über italienische Politiker gesammelt.
Zahlreiche Dokumente zurückgehalten
Einige dieser Dokumente
habe er nicht der parlamentarischen Untersuchungskommission Mitrokhin
geliefert, die in der vergangenen Legislaturperiode die Verstrickungen des
KGB in Italien untersuchte, sagte Scaramella, der als Berater der
Mitrokhin-Kommission tätig war. Er berichtete, dass er auch heikle
Informationen über Verbindungen zwischen italienischen Unternehmen und dem
KGB gesammelt habe.
Scaramella zwar vergiftet, aber wohlauf
Scaramella, der sich
nach Berichten italienischer Medien im Dunstkreis von Geheimdiensten bewegt,
liegt im Londoner University College Hospital. In seinem Urin waren
Polonium-Spuren entdeckt worden. Der Italiener sagte dem italienischen
Fernsehsender RAI, er habe eine tödliche Dosis abbekommen und hoffe "zu
überleben, um alle Dinge, die über mich gesagt und geschrieben werden, zu
widerlegen".
Hingegen erklärte die Leitung der Klinik, in der auch Litwinenko behandelt worden war, der Patient Scaramella sei wohlauf. Die radioaktive Substanz habe seinen Körper bisher nicht angegriffen. Er könnte am heutigen Mittwoch das Spital verlassen.