Litwinenko-Tod
Scaramellas Interview im Wortlaut
06.12.2006
CNN strahlte am Mittwoch ein Interview mit dem italienischen Kontaktmann des tödlich vergifteten Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko aus.
Herr Scaramella, wie geht es Ihnen?
Scaramella: Gut. Laut meinen
Ärzten habe ich auch keine Vergiftungserscheinungen.
Sie haben früher behauptet, in Ihrem Körper würde sich die fünffache
Menge der tödlichen Polonium-Dosis befinden. Stimmt das?
Scaramella:
In der aktuellen Analyse ist von einem Zwanzigstel der Litwinenko-Dosis die
Rede, die etwa einem Hundertfachen der tödlichen Menge entsprach. Aber in
Anbetracht meines guten Gesundheitszustandes glaube ich nicht, dass ich
überhaupt kontaminiert bin. Doch in den kommenden Tagen soll eine weitere
Analyse Gewissheit bringen.
Kommen wir zum 1. November. Sie trafen Ihren Freund Alexander Litwinenko
in einer Londoner Sushi-Bar zum Lunch. Was passierte dort?
Scaramella:
Nichts Besonderes. Dort waren keine verdächtigen Personen. Es gab keine
befremdliche Situation. Alexander war wie immer wachsam. Ich glaube also
nicht, dass er dort vergiftet wurde. Und ich glaube auch nicht, dass ich ein
Ziel war. Denn ich lebe noch.
Sie baten Litwinenko um ein Gespräch. Sie wollten ihm E-Mails mit
explosivem Inhalt zeigen. Was stand drinnen?
Scaramella: Ich bekam
mehrere E-Mails von einem Informanten, den mir Litwinenko selbst vor einigen
Jahren vorstellte. Er behauptete, dass vor allem Alexander und auch ich
unter Beobachtung feindlicher Elemente stehen würden. Und wir sollten
aufpassen. Diese E-Mails waren so spezifisch und voller Details, dass ich
sie ernst nahm. Ich wollte dazu seine Meinung hören. Vor allem, weil er mir
diese Quelle vorgestellt hatte.
Welche feindlichen Elemente meinen Sie?
Scaramella: Russen, die
mit Geheimdiensten in Verbindung stehen und nicht direkt von der Regierung
kontrolliert werden.
Sie meinen kriminelle Geheimagenten?
Scaramella: Vor allem
pensionierte Geheimdienst-Mitarbeiter des KGB.
Sie sind in London als Zeuge einvernommen worden. Wurden Sie auch
verdächtigt?
Scaramella: Nein.
Haben Sie Alexander Litwinenko vergiftet?
Scaramella: Nein. Er
war ein guter Freund.