Forsa-Umfrage sieht Merkel als knappe Siegerin. Andere Befragungen gingen fast unentschieden aus.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist einer Forsa-Umfrage als knappe Siegerin aus dem Fernsehduell mit SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier hervorgegangen. Nach der Erhebung für RTL stimmten 37 Prozent der 2.000 Befragten für Merkel, 35 Prozent für Steinmeier.
Bei der Frage, wer besser geeignet sei, das Land zu führen, lag Merkel mit 58 Prozent deutlich vorn. In diesem Bereich erhielt der Herausforderer lediglich 28 Prozent. 14 Prozent sagten, das Duell habe ihre Wahlentscheidung beeinflusst, 84 Prozent sagten, dies sei nicht so. Kompetenter in Sachen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik wirkte nach Ansicht der Befragten ebenfalls Merkel. In diesem Bereich erhielt sie 48 Prozent, Steinmeier 39 Prozent. Allerdings sagten die Befragten, Steinmeier habe die besseren Argumente gehabt. (42 Prozent versus 40 Prozent).
Andere Meinungsforschungsinstitute sahen nach dem Duell teilweise einen leichten Vorteil für Steinmeier. So gaben laut Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF 28 Prozent der Befragten an, Merkel habe sich besser geschlagen. 31 Prozent votierten für Steinmeier. Ein Unentschieden zwischen den Kontrahenten sahen 40 Prozent der Befragten. Demnach konnte Steinmeier vor allem bei den unentschiedenen Wählern punkten: 34 Prozent dieser Gruppe meinten, das Duell habe Steinmeier mehr genutzt. Nur 18 Prozent sahen dies für Merkel so.
Laut Infratest dimap für die ARD fiel das Duell unter dem Strich in etwa unentschieden aus - 42 Prozent sprachen sich für Merkel aus, 43 Prozent sahen Steinmeier vorn. Doch wurden demnach mehr SPD-Wähler in ihrem Votum bestärkt (75 Prozent) als Unions-Anhänger (64 Prozent). Eine RTL-Umfrage ging mit 37 Prozent für Merkel und 35 Prozent für Steinmeier aus.
Wirtschaftskrise zentrales Thema
Zentrales Thema des mit
Spannung erwarteten TV-Duells zwei Wochen vor der Bundestagswahl war die
Wirtschaftskrise. Merkel unterstrich am Sonntagabend: "Wir brauchen
Regeln für die internationalen Finanzmärkte." Es müsse zudem
einen "Export der sozialen Marktwirtschaft" mit ihren
Grundauffassungen geben. Steinmeier sprach von einer "Krise in den
Köpfen", die noch dramatischer als die akuten wirtschaftlichen
Probleme sei. "Eine Wirtschaft ohne eine ethische Grundlage kann nicht
bestehen", betonte Steinmeier.
Beide für Opel zuversichtlich
Beide Kontrahenten sehen die
Zukunft von Opel optimistisch. "Hier ist einem Unternehmen, das tolle
Autos baut, eine Chance gegeben worden", sagte Merkel am Sonntagabend
im Fernsehduell. Steinmeier erklärte, er sei zuversichtlich. Die vier
deutschen Standorte blieben erhalten und die meisten Arbeitsplätze auch.
Merkel sagte, die Staatsgelder für Opel seien Kredite und Bürgschaften, von
denen man annehme, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit gering sei. Zugleich
kritisierte sie den Vertreter der Bundesregierung im Treuhand-Beirat bei
Opel für sein Nein zum Verkauf an die Magna-Gruppe. Dieser Experte habe
seine Aufgabe falsch verstanden. Der Treuhänder hätte die Meinung der
Regierung vertreten sollen.
Merkel verteidigt Atomenergie
Angesichts der massiven Kritik an
der Atomkraft verteidigte Merkel die Kernenergie als "Brückentechnologie,
bis wir durch erneuerbare, rentable Energien den Umstieg schaffen". Die
Energieversorgung in Deutschland müsse umweltverträglich und sicher sein.
Eine Zeit lang sei Kernenergie noch nötig. Energie müsse effizienter werden.
Zudem müssten die Energiepreise akzeptabel sein. Daher sei die Atomkraft
eine "Brückentechnologie,
Steinmeier kritisierte diese Haltung der Kanzlerin und der Union. Er verwies auf die jüngsten Pannen: "Es muss beim Atomausstieg bleiben." Die große Mehrheit der Bevölkerung lehne die Atomenergie ab. Zudem sei eine Abkehr vom Atomausstieg auch politisch der falsche Weg. Investitionen in erneuerbare Energien würden so abbrechen "und der hoffnungsvolle Weg mit vielen neuen Jobs" würde zum Abschluss kommen.
Kuschelkurs zu Beginn
Die Spitzenkandidaten der beiden großen
Parteien verzichteten zunächst auf gegenseitige persönliche Attacken. Beide
lobten am Sonntagabend zu Beginn der 90-minütigen Sendung die Arbeit der
Großen Koalition in den vergangenen vier Jahren. Steinmeier wies aber auch
auf die Versäumnisse hin: "An vielen wichtigen Stellen sind wir
gescheitert, weil die CDU Vorschläge nicht mitgetragen hat", sagte
der Vizekanzler. Als Beispiele nannte er die offene Mindestlohnfrage und
Begrenzung von Managergehältern.
Die CDU-Vorsitzende Merkel lobte wie Steinmeier eingangs die Erfolge der Großen Koalition. "Die Große Koalition hat gute Arbeit gemacht", sagte sie. In der derzeitigen Krise müsse aber "eine entschiedene Politik für mehr Arbeit" gemacht werden. Deswegen sei mehr Union in der Regierung notwendig.
Noch zahlreiche unentschlossene Wähler
Ob das Fernsehduell
am Ende die Wahl am 27. September entscheiden kann, ist umstritten. Als
sicher gilt jedoch, dass ein gelungener Auftritt vor allem unentschiedene
Wähler beeinflusst. Und davon gibt es zwei Wochen vor der Wahl noch viele.
In einer Forsa-Umfrage für "Stern" und RTL gaben vergangene
Woche 56 Prozent der Zuschauer an, das Duell habe zumindest einen gewissen
Einfluss auf ihre Wahlentscheidung. Elf Prozent maßen der Sendung große,
zwei Prozent sogar sehr große Bedeutung zu.