Der ehemalige Premierminister Boris Johnson (60, „Tories“) hat es erneut geschafft, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Obwohl seine Memoiren „Unleashed“ („Entfesselt“) erst am 10. Oktober veröffentlicht werden, spricht bereits ganz Großbritannien über ihn und sein angekündigtes Enthüllungsbuch.
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Nach ersten Berichten über seine erfolglosen Bemühungen, den „Megxit“ zu verhindern, veröffentlichte die „Daily Mail“ nun Vorabauszüge, die sich mit der Corona-Pandemie befassen. Diese Auszüge lösen in drei Bereichen Kontroversen aus.
1. Virus stammt aus Labor
Vier Jahre nach Ausbruch der Pandemie zweifelt Johnson mittlerweile daran, dass das Virus durch einen tierischen Übertragungsweg auf den Menschen gelangte und auf einem Markt in Wuhan seinen Ursprung hatte.
„Das Schreckliche an der ganzen Covid-Katastrophe ist, dass sie in jeder Hinsicht von Menschen gemacht zu sein scheint“, schreibt er. Zudem fügt er hinzu: „Es sieht jetzt sehr wahrscheinlich aus, dass die Mutation das Ergebnis eines verpfuschten Experiments in einem chinesischen Labor war.“
2. Sinn des Lockdowns bezweifelt
In seinen Memoiren erklärt Johnson, dass er als Premierminister von der Wirksamkeit von Lockdowns und Kontaktverboten überzeugt war. Er glaubte damals, dass die kollektive Anstrengung helfen könnte, die Corona-Kurve zu „biegen wie Uri Geller die Löffel“. Doch letztlich hätten die Pandemiekurven weltweit dieselben „doppelten Buckel“ der Fallzahlen gezeigt, „unabhängig von den Regierungsmaßnahmen, sei es in China, wo rigorose Abriegelungen durchgesetzt wurden, oder in Schweden, das einen eher freiwilligen Ansatz verfolgte“.
Obwohl er überzeugt war, dass die Corona-Maßnahmen „eine gewisse Wirkung“ zeigten, stellt er heute infrage, ob sie wirklich entscheidend zur Eindämmung der Krankheit beigetragen hätten. „Ich kann nur sagen, dass ich mir dessen nicht mehr sicher bin“, gesteht er.
3. Militäreinsatz zur Impfstoff-Beschaffung aus Holland
Ein besonders bizarrer Vorfall, der in seinen Memoiren erwähnt wird, ist Johnsons Überlegung, einen Militäreinsatz in den Niederlanden durchzuführen, um fünf Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs aus einem Lagerhaus in Leiden nach Großbritannien zu holen – mit einem Militärboot.
Der Hintergrund dieser Überlegung liegt darin, dass der Impfstoff in Großbritannien entwickelt, jedoch in einer Niederlassung der EU produziert wurde. Johnson wollte nicht hinnehmen, dass die Impfstoffdosen an EU-Bürger gehen sollten. Erst als sein Team ihn darauf hinwies, dass er erklären müsste, warum Großbritannien bei einem langjährigen NATO-Verbündeten „einmarschiert“, ließ er den Plan fallen. Er räumt ein, dass er schließlich erkannt habe, „dass die ganze Sache verrückt war“.
Corona-Partys brachte Johnson zum Sturz
Für Johnson hatte das Management der Corona-Krise eine ebenso große politische Bedeutung wie der Brexit. Zwar überstand er viele Skandale in seiner Karriere, doch letztlich führte der Skandal um die Corona-Partys 2020/2021 in der Downing Street („Partygate“), während der Rest des Landes strengen Kontaktbeschränkungen unterlag, zu seinem Sturz.