Schwarzer Donnerstag
Schon bis zu 43 Tote im Iran
18.06.2009
Die Demonstranten hielten Schilder mit "UN - Wo seid ihr?" hoch. Am Samstag hört der Wächterrat die unterlegenen Präsidentschaftskandidaten an.
Am sechsten Tag der Massenproteste gegen die Wertung der Präsidentschaftswahl im Iran, bei der Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinejad nach offiziellen Angaben wiedergewählt wurde, sind Demonstranten vor das Gebäude der Vereinten Nationen in Teheran gezogen. Sympathisanten des unterlegenen Kandidaten Mir-Hossein Moussavi hielten Transparente mit der Aufschrift "UN - Wo seid ihr?" in die Höhe, berichteten Augenzeugen.
Opferzahlen
Nach Angaben des Nationalen Widerstandsrats Iran
(NWRI) sind bis dato mindestens 43 Menschen von Revolutionsgardisten und
anderen Sicherheitskräften getötet worden. Sie seien erschossen, erstochen
oder zu Tode geprügelt worden. Den anderslautenden Angaben des iranischen
Staatsfernsehens zufolge kamen hingegen bisher acht Menschen ums Leben. Laut
dem Widerstandsrat kamen 30 Menschen in Teheran um, die übrigen in anderen
Städten.
Demonstranten in Schwarz
Die meisten der Demonstranten trugen am
Donnerstag die Trauerfarbe schwarz. Moussavi hatte dazu aufgerufen, am
Donnerstag der Trauer für die bei den Protesten der vergangenen Tage
getöteten Demonstranten Ausdruck zu verleihen. Nach offiziellen Angaben
kamen sieben Personen bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften ums Leben.
Auch am Donnerstagnachmittag gingen erneut Zehntausende auf dei Straßen
Teherans.
Prominente Festnahmen
Mit dem früheren Außenminister Ebrahim
Yazdi wurde unterdessen ein weiteres Mitglied der Oppositionsbewegung
festgenommen. Wie ein Anhänger von Yazdis Organisation "Freiheitsbewegung"
berichtete, nahmen Sicherheitsleute den Oppositionspolitiker am Vortag bei
einer Untersuchung im Krankenhaus fest. Er ist einer von Dutzenden
Reformkräften und etlichen Demonstranten, die seit der umstrittenen Wahl
verhaftet worden sind. Die Behörden nahmen dazu nicht Stellung.
Wahlbetrug
Die Opposition wirft den Behörden Wahlbetrug vor.
Ihre Hauptforderung ist die Annullierung der Wahl. Das geistliche
Staatsoberhaupt, Ayatollah Ali Khamenei, hat eine Überprüfung der Ergebnisse
und teilweise Neuauszählung angeordnet. Exil-Iraner gehen gleichwohl davon
aus, dass es nach der Auszählung der Stimmen eine Intervention der
Revolutionswächter und Khameneis gegeben habe, nachdem Ahmadinejad nicht
Erster wurde.
Wählerrat hört unterlegene Kandidaten an
Der
Wächterrat, das oberste Justizgremium des Iran, hat unterdessen die drei
unterlegenen Kandidaten der Wahl zu einem Treffen am Samstag eingeladen, um
deren Vorwürfe zu erörtern, wie das staatliche Radio meldete. Ein Sprecher
des Wächterrates sagte, das zwölfköpfige Gremium habe mit der "sorgfältigen
Untersuchung" aller 646 Beanstandungen begonnen, die im Zusammenhang
mit der Wahl vom 12. Juni eingebracht wurden.