Die Ereignisse im Iran überschlagen sich. Neben schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, wurde nun auch ein Bombenanschlag und ein Brandattentat vermeldet.
Der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mir-Hossein Moussavi hat gegenüber seinen Anhängern am Samstag erklärt, er sei bereit zum Märtyrertod. Das berichtete ein Teilnehmer an einer Moussavi-Versammlung der Nachrichtenagentur Reuters. Bei einer Rede in der Jeyhun-Straße im Südwesten Teherans erklärte demnach der Oppositionsführer, er werde seinen eingeschlagenen Weg fortsetzen. Laut unbestätigten Berichten hat sich Moussavi am Samstag den Demonstranten angeschlossen.
Schüsse
Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter
Berufung auf Augenzeugen, mindestens ein Mann sei am Samstag in Teheran
durch Schüsse verletzt worden. Er sei während einer Demonstration an der
Schulter angeschossen worden. Ein anderer Demonstrant berichtete, Polizei
und Basij-Milizen hätten friedliche Kundgebungsteilnehmer brutal
angegriffen. Diese seien vom Revolutionsplatz (Meydan-e-Enqelab) am
Nachmittag die Straße entlangmarschiert, immer mehr Menschen hätten sich
ihnen angeschlossen. Plötzlich sei eine große Anzahl von Wächtern auf
Motorrädern aufgetaucht und habe begonnen, brutal auf die Menge
einzuschlagen.
Drohung
Der iranische Sicherheitsrat hat eine scharfe Warnung an
Moussavi gerichtet. Er werde sich für die Folgen seiner Unterstützung der
Straßenproteste verantworten müssen, erklärte der Sicherheitsrat am Samstag. "Es
ist Ihre Pflicht, die Öffentlichkeit nicht zu illegalen Versammlungen
aufzufordern und aufzuwiegeln. Andernfalls werden Sie für die Konsequenzen
verantwortlich gemacht werden", hieß es in der Erklärung
"Tod dem Diktator"
Ungeachtet der kurzfristigen Absage
der Kundgebung durch die Veranstalter hatten sich im Zentrum der iranischen
Hauptstadt mehrere hundert Demonstranten versammelt. Es kam Augenzeugen
zufolge auch zu Zusammenstößen zwischen Anhängern Moussavis und denen des
amtierenden Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad. Auch die "Basij"-Milizen,
die den Präsidenten unterstützen, waren im Einsatz. Besonders heftige
Auseinandersetzungen habe es in der Nähe des Revolutionsplatzes (Enqelab)
gegeben, hieß es. Rund 3.000 Demonstranten hätten dort "Tod
dem Diktator!" gerufen.
Teheran brennt
Anhänger Moussavi haben nach Augenzeugenberichten
ein Gebäude in Brand gesteckt. Die Demonstranten hätten die Zentrale einer
regierungsnahen Gruppe im Süden der Hauptstadt Teheran mit Brandsätzen
angegriffen, berichtete ein Augenzeuge.
Neuauszählung
Zuvor hatte sich der Wächterrat des Landes
dazu bereiterklärt, stichprobenartig zehn Prozent der Stimmen neu
auszuzählen. Das berichtete der staatliche Rundfunk am Samstag. Die beiden
Zweit- und Drittplatzierten bei der umstrittenen Wahl, Moussavi und Mehdi
Karroubi, kamen allerdings der Einladung des Wächterrats zur Sitzung am
Samstag nicht nach. Laut dem iranischen Sender Press TV kam nur der
konservative Kandidat Mohsen Rezaie. Durch ihr Fernbleiben wollten die
beiden anderen Kandidaten nach Einschätzung von Beobachtern ihre Forderung
nach Wiederholung der gesamten Wahl bekräftigen.