Der irakische Journalist weist Prellungen in seinem Gesicht auf, seine Familie fordert seine Freilassung.
Der irakische Journalist, der vergangenen Sonntag seine Schuhe auf US-Präsident George W. Bush geworfen hatte, ist nach Angaben eines Ermittlungsrichters unmittelbar nach dem Zwischenfall während der Pressekonferenz geschlagen worden. Montasser al-Saidi weise Prellungen in seinem Gesicht und um die Augen auf, erklärte Richter Dhia al-Kinani am Freitag. Das Gericht habe deshalb eine Untersuchung eingeleitet.
Begnadigung erst nach einem Urteil möglich
Der Richter
bestätigte, dass Saidi in einem Schreiben an Ministerpräsident Nuri
al-Maliki um Entschuldigung gebeten habe. Eine nach irakischem Recht
mögliche Begnadigung könne aber erst nach einer Verurteilung ausgesprochen
werden, so der Richter. Ein Regierungsbeamter sagte am Freitag nach Angaben
der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak dazu, "Maliki steht es frei, von seinem
Recht zu klagen nicht Gebrauch zu machen". Saidi müsse aber ohnehin der
Prozess gemacht werden, meinte der Regierungsbeamte.
Gegen den bewaffneten Kampf
Der irakische Anwalt Abdulkader
al-Kaisi, der zum Verteidigerteam des 28 Jahre alten Journalisten gehört,
erklärte, in seinem Geständnis habe der Fernsehjournalist "nationalistische
Motive" angeführt. Er habe erklärt, dass er als Journalist mehrfach habe
ansehen müssen, wie US-Soldaten Iraker erschossen hätten. Er sei gegen den
bewaffneten Kampf und gegen "Gesetzlose". Saidi war laut Aussagen von
Bekannten im vergangenen Jahr selbst entführt worden und nur durch Lösegeld
freigekommen.
Familienmitglieder kämpfen für Freilassung
Unterdessen
forderten rund 30 Familienmitglieder des Schuhwerfers am Freitag abermals
dessen sofortige Freilassung. "Er hat nichts Böses getan. Im Gegenteil: Er
hat allen einen Gefallen getan", sagte seine Schwester Um Saad.
"Heldenhafter Mann"
Unterstützung erhielt Saidi am
Freitag auch von den Predigern der großen Moscheen der Bagdader Vororte
Adhamiya und Kadhemiya. Der Prediger der sunnitischen Abu-Hanifa-Moschee von
Adhamiya sagte, der Journalist habe den Irak verteidigt - "jetzt müssen wir
diesen heldenhaften Mann verteidigen". Der schiitische Prediger in der
Imam-Kadhem-Moschee erklärte, Saidi müsse freigelassen werden. "Denn Bush
war kein Gast im Irak, da er das Land nach eigenem Gutdünken besucht, ohne
die irakischen Behörden im Voraus zu informieren."
Auch der streng konservative iranische Ayatollah Ahmad Jannati feierte während des Freitagsgebets in Teheran den Schuh-Angriff und forderte, die Schuhe in einem Museum auszustellen. Diese wurden aber nach Angaben des irakischen Richters Kinani von Ermittlern bei der Untersuchung auf Explosivstoffe zerstört.