Eine Smaragdmine bei Swat ist besonders umkämpft. Dutzende Waisenkinder drohen ins Kreuzfeuer zu geraten.
Bei Gefechten im Norden Pakistans sind am Mittwoch mehr als 100 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Zivilisten. Bei Kämpfen in der Taliban-Hochburg Swat und dem Nachbardistrikt Buner sind mindestens 77 Aufständische und drei Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Auch 35 Zivilisten sollen bei Gefechten gestorben sein. Es ist der blutigste Tag seit Beginn der Militäroperationen im Norden Pakistans vor eineinhalb Wochen. Insgesamt kamen seitdem mehr als 350 Menschen ums Leben.
Gefechte bei Smaragdmine
Die Armee lieferte sich schwere Gefechte
mit den Taliban bei einer Smaragdmine im nordpakistanischen Swat-Tal. Die
Islamisten hätten das Bergwerk unter ihre Kontrolle gebracht, sagte ein
Sprecher des Militärs. Es liegt nahe der Stadt Mingora, wo Soldaten
ebenfalls in Kämpfe verwickelt waren. Das Militär setzte Artillerie und
Hubschrauber ein. Einwohner berichteten von neuen Truppen, die auf Lastwagen
ankamen. Swat gilt als Hochburg der Aufständischen.
Auch im Buner-Tal rund 100 Kilometer nordwestlich von Islamabad gab es am Mittwoch heftige Kämpfe zwischen pakistanischen Sicherheitskräften und Taliban. Nach Angaben von Paramilitärs, die auf der Seite der Armee kämpften, wurden 27 Rebellen getötet. Buner war im vergangenen Monat von Taliban besetzt worden, woraufhin die Armee eine Offensive zu ihrer Vertreibung einleitete.
Waisenkinder im Kreuzfeuer
Bei den Gefechten in der
Distrikthauptstadt von Swat drohten unterdessen Dutzende Waisenkinder ins
Kreuzfeuer zu geraten. Der Chef des Waisenhauses "Our Home" (Unser Zuhause)
in Mingora, Mohammad Ali, sagte, Soldaten hätten auf dem Dach des Hauses
Stellung bezogen. Die Truppen würden von dort aus auf Taliban-Kämpfer
schießen. Die Taliban hätten bisher das Feuer nicht erwidert. "Aber das kann
jederzeit geschehen." Im Erdgeschoß des Gebäudes säßen 80 Kinder und einige
Mitarbeiter des Heims fest. "Das Leben der Kinder ist gefährdet."
Die Regierung in Islamabad und die Taliban hatten sich im Februar auf einen Waffenstillstand geeinigt und dafür gegen Kritik der USA der Einführung des islamischen Rechts in der Region Malakand zugestimmt, zu der sowohl Swat als auch die umliegenden Distrikte gehören. Die Islamisten breiteten sich jedoch anschließend weiter aus. Die Kämpfe haben Sorge um die Stabilität des atomar bewaffneten Staates geweckt.