Unabhängigkeitstag

Selenskyj: Krieg ist nach Russland "zurückgekehrt"

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Der Krieg ist nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Russland "zurückgekehrt". 

Kiew (Kyjiw)/Berlin. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner Rede zum Unabhängigkeitstag des Landes den Freiheitswillen des Volkes betont. "Wir lassen es nicht zu, dass der Boden in eine Grauzone verwandelt wird, wo rechtmäßig die blau-gelbe Flagge (Nationalflagge der Ukraine) wehen soll", sagte Selenskyj in seiner Rede. Die Ukrainer würden dem Angreifer alle Schrecken zurückzahlen - mit Prozenten, warnte Selenskyj.

Wer die Ukraine in eine Pufferzone verwandeln wolle, müsse aufpassen, dass sein Land nicht zur "Pufferföderation" werde, wandte er sich mit Blick auf die Gegenoffensive im Gebiet Kursk an den autokratischen, russischen Machthaber Wladimir Putin.

Die Rede wurde offiziellen Angaben nach in der nordukrainischen Region Sumy aufgenommen. Von dort waren die ukrainischen Militärs bei ihrer Gegenoffensive nach Kursk gestartet. Selenskyj nannte den russischen Präsidenten in seiner Rede nicht beim Namen, stattdessen sagte er: "Der kranke Alte vom Roten Platz, der ständig mit dem Roten Knopf droht, wird uns keine roten Linien diktieren". Die Ukrainer würden ihren weiteren Weg selbst bestimmen, betonte er.

Russlands Begründung für den Krieg

Russland hatte als eine der Begründungen für seinen Krieg angegeben, dass Moskau einen eventuellen Beitritt der Ukraine zur NATO nicht hinnehmen könne. Das gefährde Russlands nationale Sicherheit, so das Argument Putins.

Die Ukraine begeht den 33. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit, die sie 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion erhielt. Zum Feiertag ist unter anderem überraschend Polens Staatspräsident Andrzej Duda nach Kiew gereist.

Selenskyj: Krieg ist nach Russland "zurückgekehrt" 

Der Krieg ist nach Worten Selenskyjs zum Aggressor Russland "zurückgekehrt". Mit dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 habe Russland die Ukraine "zerstören" wollen. Stattdessen habe die Ukraine am Samstag zum 33. Mal ihren Unabhängigkeitstag gefeiert. Russland habe die Ukraine "zerstören" wollen, aber "was der Feind in unser Land gebracht hat, ist nun an seinen Ursprung zurückgekehrt", sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft zum Unabhängigkeitstag. Diese wurde nach seinen Angaben in der ukrainischen Grenzregion aufgenommen, von der aus Kiew seine jüngste Überraschungsoffensive auf Russland gestartet hatte.

Ukrainische Truppen waren am 6. August in die russische Grenzregion Kursk eingedrungen und haben von dort beträchtliche Geländegewinne vermeldet. "Jeder, der auf unserem Boden Böses säen will, wird die Früchte auf seinem eigenen Territorium ernten", sagte Selenskyj mit Blick auf Russland. "Dies ist keine Vorhersage, keine Prahlerei, keine blinde Rache. Es ist einfach nur Gerechtigkeit."

Munitionslager angegriffen

Unterdessen erklärte der ukrainische Militärgeheimdienst am Samstag, ein russisches Munitionsdepot in der südrussischen Region Woronesch "erfolgreich" angegriffen zu haben. Es handelt sich demnach um ein Munitionslager nahe der Stadt Ostrogosk.

Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gestartet. Moskaus Luftwaffe fliegt fast täglich tödliche Angriffe auf das Nachbarland. Am Samstag meldete der ukrainische Generalstaatsanwalt, dass fünf Menschen bei russischer Bombardierung der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka getötet worden seien. Fünf weitere Menschen trugen demnach Verletzungen davon.

Selenskyj nennt Putin "alten, kranken Mann vom Roten Platz"

Den russischen Präsidenten Putin nannte Selenskyj "alten, kranken Mann vom Roten Platz, der ständig alle Leute mit dem roten (Atom)Knopf bedroht". Seit mehreren Tagen kommen aus dem Kreml Drohungen mit einer Atomkatastrophe für den Fall, dass die ukrainische Armee das Atomkraftwerk in Kursk angreift. Putin hatte angegeben, dass die Ukraine die Nuklearzentrale anzugreifen versucht habe. Dies wies Kiew zurück.

Zu den Zielen der ukrainischen Offensive gehört nach Angaben der ukrainischen Behörden die Schaffung einer "Pufferzone" auf russischem Gebiet. Mehr als 130.000 Menschen sind russischen Behördenangaben zufolge in der Region vor den Kämpfen und Bombardierungen geflohen.

Selenskyj nahm an offiziellen Feierlichkeiten teil

Selenskyj nahm am Samstag auch an den offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des Unabhängigkeitstages auf dem Sophienplatz in Kiew teil. Der polnische Präsident Andrzej Duda und die litauische Regierungschefin Ingrida Šimonytė waren dabei an seiner Seite - ihre beiden Länder sind zwei wesentliche Unterstützer der Ukraine. Der ukrainische Staatschef verkündete, dass die Streitkräfte eine neue Drohnen-Rakete namens "Palianyzia" erfolgreich getestet hätten.

Am Vortag hatte US-Präsident Joe Biden der Ukraine neue Militärhilfen, insbesondere zur Luftabwehr, zugesichert. "Russland wird in diesem Konflikt nicht siegen", betonte Biden. Das US-Verteidigungsministerium bezifferte den Umfang der neuen Hilfen auf 125 Millionen Dollar (112 Millionen Euro), die Rüstungslieferungen stammen demnach aus US-Beständen.

"Ukraine muss gewinnen, Russland muss verlieren"

Wie Regierungschefin Šimonytė in Kiew am Samstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj und Duda laut der Agentur UNIAN ankündigte, will auch Litauen den Nachbarn im Abwehrkampf gegen Moksau mit einem weiteren Militärpaket unterstützen. "Die Position Litauens ist bekannt und einfach: Die Ukraine muss gewinnen, Russland muss verlieren", wurde Šimonytė zitiert.

Im Herbst soll Kiew aus Litauen rund 5.000 Drohnen erhalten. Zuvor schon sollen neben Munition und Waffen auch Flugabwehrsysteme, Raketen sowie Ausrüstung zur Drohnenabwehr bis Anfang September geliefert werden. Zudem stelle Litauen 35 Millionen Euro für den Kauf von Radargeräten und Ausrüstung zur Minensuche zur Verfügung, sagte Šimonytė. Das Volumen des neuen Militärpakets wurde nicht genannt. Das EU- und NATO-Mitglied Litauen, wie die Ukraine eine frühere Sowjetrepublik, gehört zu den engagiertesten Unterstützern der Ukraine. Allein bis Mai hat Litauen Militärhilfe in Höhe von rund 640 Millionen Euro geleistet.

Täglich tödliche Angriffe

Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gestartet. Moskaus Luftwaffe fliegt fast täglich tödliche Angriffe auf das Nachbarland.

 

 

Das österreichische Außenministerium unterstrich anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstags die Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land und seinen Bürgern. "Setzen wir uns gemeinsam für das Völkerrecht, das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung, territoriale Integrität und Unabhängigkeit ein", schrieb das Außenamt am Samstag in einem auf Englisch verfassten Statement auf der Plattform X.

Scholz: "Anhaltende und unverbrüchliche Solidarität" Deutschlands

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte der Ukraine zum Unabhängigkeitstag "die anhaltende und unverbrüchliche Solidarität" Deutschlands zu. In einem Telefonat mit Selenskyj hätten sich die beiden Politiker auch über die militärische und humanitäre Lage in der Ukraine ausgetauscht, teilte Scholz' Sprecher Steffen Hebestreit am Samstag mit. "Präsident Selenskyj dankte der Bundesregierung für die kontinuierliche militärische Unterstützung, insbesondere bei der Luftverteidigung." Selenskyj erklärte, er habe mit Scholz über die Lage nach der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk sowie über den Bedarf an Luftabwehr und gepanzerten Fahrzeugen gesprochen.

Selenskyj unterschrieb am Samstag auch ein Gesetz zum Verbot der Russland nahestehenden ukrainisch-orthodoxen Kirche. Diese hatte sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 offiziell von Moskau losgesagt, doch die ukrainischen Behörden sehen sie noch immer unter russischem Einfluss.

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