Irak

Shiitenführer Sadr ruft Kämpfer zum Rückzug auf

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Der radikale Schiitenführer Moqtada (Muktada) al-Sadr hat seine Gefolgsleute im Irak zum Rückzug aufgerufen.

Nach tagelangen blutigen Kämpfen mit irakischen Regierungstruppen lenkt der radikale Schiitenführer Moqtada (Muktada) al-Sadr offenbar ein. Al-Sadr rief seine Anhänger am Sonntag zum Rückzug auf, "um das Vergießen irakischen Blutes zu beenden". Er knüpfte sein Angebot jedoch an Bedingungen. Die Regierung müsse die Offensive gegen seine Mahdi-Miliz einstellen, eine Generalamnestie erlassen und alle Gefangenen freilassen, hieß es in der in Najaf veröffentlichten Erklärung al-Sadrs. Bei den landesweiten schweren Gefechten waren zuvor 270 Menschen ums Leben gekommen.

"Ende des Blutvergießens"
"Aus religiöser Verantwortung, und weil wir das Vergießen irakischen Blutes beenden möchten, rufen wir zu einem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen in Basra und allen anderen Provinzen auf", erklärte al-Sadr. "Wer Waffen trägt und Regierungseinrichtungen angreift, gehört nicht mehr zu uns." Er rufe die Iraker vielmehr auf, die Unabhängigkeit und Stabilität ihres Landes zu verteidigen. Wenige Stunden zuvor hatte Miliz mitgeteilt, dass sie am Samstag Verhandlungen mit der irakischen Regierung über eine Beilegung der Krise aufgenommen habe, bei denen gute Fortschritte erzielt worden seien.

Innerschiitischen Machtkampf "schlimmer als al-Kaida"
Von der irakischen Regierung lag zunächst keine Stellungnahme zur Erklärung al-Sadrs vor. Der irakische Regierungschef Nouri al-Maliki hatte seine Gegner in dem innerschiitischen Machtkampf als "schlimmer als al-Kaida" bezeichnet. Er forderte die Kämpfer al-Sadrs ultimativ auf, ihre Waffen abzugeben. Noch am Samstagabend hatte sich al-Sadr unbeugsam gezeigt und gesagt, die Miliz werde ihre Waffen nur an eine Regierung abgeben, die dafür sorge, dass die US-Truppen den Irak verließen. Die Sadr-Anhänger werfen dem Schiiten Maliki vor, von den USA gekauft worden zu sein, und fordern seinen Rücktritt.

Mehr als 270 Tote bei Kämpfen
Die Kämpfe zwischen irakischen Sicherheitskräften und schiitischen Milizionären hatten am Dienstag in der südirakischen Stadt Basra begonnen und sich auf mehrere Städte des Landes ausgeweitet. Mehr als 270 Menschen wurden dabei getötet. Zeitweise schaltete sich die US-Luftwaffe in die Gefechte ein. Das US-Militär bestätigte am Sonntag, dass es sich mit einer Spezialeinheit an den Kämpfen in Basra beteilige. Bei einer gemeinsamen Razzia in der zweitgrößten irakischen Stadt seien 22 mutmaßliche Extremisten getötet worden. Auch britische Soldaten sollen sich in die Kämpfe in der Millionenstadt eingeschaltet haben.

Raketen aus dem Iran entdeckt
Die amerikanischen Truppen gaben am Sonntag auch bekannt, dass sie am Freitag und Samstag 43 Kämpfer al-Sadrs in der Hauptstadt Bagdad getötet hätten. Ein führendes Mitglied der Sadr-Bewegung warf den Regierungstruppen und der US-Armee vor, sie habe in Bagdads östlicher Schiiten-Vorstadt Sadr-City am Samstagabend mit Kampfflugzeugen und Helikoptern willkürlich Wohnhäuser bombardiert. In Bagdad war am Vorabend die seit Donnerstag geltende Ausgangssperre, die ursprünglich bis Sonnenaufgang am Sonntag dauern sollte, verlängert worden. Bei einer Razzia in Mahmudiya südlich von Bagdad entdeckten irakische Soldaten am Samstag auch Raketen aus iranischer Produktion, die an die schiitische Miliz geliefert worden seien.

Dutzende Leichen gefunden
Nahe der Kleinstadt Al-Makdadiyah entdeckten Polizisten indes erneut ein Massengrab. Die US-Armee teilte am Sonntag mit, in der Nähe der Ortschaft, die zur Provinz Diyala nordöstlich von Bagdad gehört, seien am Samstag die Leichen von 14 Mordopfern gefunden worden. Erst zwei Tage zuvor waren 100 Meter von dem Fundort entfernt die Leichen von 37 Menschen entdeckt worden, die zum Teil Folterspuren aufwiesen. In Al-Makdadiya hatten vor einigen Wochen heftige Gefechte zwischen Al-Kaida-Terroristen und Sicherheitskräften stattgefunden.

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