Ein mit 77 Tonnen Waffen beladener Frachter aus China konnte seine Ladung nicht in Simbabwe löschen. Jetzt haben die Generäle einen neuen Plan.
Nach dem Scheitern von Waffenlieferung auf dem Seeweg will Simbabwe nun offenbar chinesische Waffen einfliegen lassen. Die südafrikanische Zeitung "Die Burger" berichtete, eine zweite Waffenlieferung solle kommende Woche von China aus auf dem Luftweg in die simbabwesische Hauptstadt Harare transportiert werden.
Die Armee-Generäle des Landes hätten das am Montag beschlossen, schreibt das Blatt unter Berufung auf eine ungenannte Quelle im Militär. Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) in Südafrika kündigte einen Appell an die chinesische Regierung an, alle Waffenlieferungen für die umstrittene Regierung von Präsident Robert Mugabe in Simbabwe einzustellen.
Frachter kehrte nach China zurück
Der chinesischer Frachter
mit Waffen für Simbabwe, der seine heikle Ladung wegen der Weigerung
afrikanischer Hafenarbeiter nicht ausliefern kann, wird nach China
zurückkehren. Die große chinesische Reederei China Ocean Shipping Company
(COSCO) habe beschlossen, das Schiff zurückzurufen, weil der afrikanische
Staat die Lieferung nicht annehmen könne, sagte die Sprecherin des
chinesischen Außenministeriums, Jiang Yu, am Dienstag vor der Presse in
Peking.
"Völlig normaler Handel"
Die Sprecherin
verteidigte die Lieferung als "völlig normalen Handel mit Militärgütern".
Die Verträge seien im vergangenen Jahr unterzeichnet worden und hätten mit
der jüngsten Entwicklung nach der umstrittenen Wahl in Simbabwe nichts zu
tun. China sei "umsichtig und vorsichtig" mit seinen
Militärexporten und mische sich grundsätzlich nicht in innere Angelegenheit
der Empfängerländer ein. "Niemand sollte die Angelegenheiten
politisieren", sagte die Sprecherin.
Der chinesische Frachter "An Yue Jiang" mit 77 Tonnen Waffen und Munition konnte nicht in afrikanischen Häfen entladen werden, weil der Internationale Verband der Transportarbeiter (ITF) überall auf dem Kontinent zu einem Boykott des Schiffes aufgerufen hatte. Menschenrechtsgruppen und Gewerkschaften hatten davor gewarnt, die Waffen nach Simbabwe gelangen zu lassen. Dort mehren sich seit den umstrittenen Wahlen vor mehr als drei Wochen Berichte über blutige Übergriffe gegen die Opposition.
Deutsche Kreditanstalt zeigt Interesse an der Ladung
Für den mit
einer Waffenlieferung für Simbabwe beladenen chinesische Frachter "An
Yue Jiang" interessiert sich nach Informationen von "Spiegel Online"
auch die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sein Institut habe
beim Gericht im südafrikanischen Durban die Ladung pfänden lassen, sagte
KfW-Sprecher Michael Helbig dem Internetmagazin. Das Schiff hat laut
Dokumenten, die der südafrikanischen Presse zugespielt worden sind, mehr als
70 Tonnen Waffen und Munition für Simbabwes Staatschef Robert Mugabe an
Bord.
Kredite nicht zurückbezahlt
Laut Helbig hatte die
Entwicklungsbank Simbabwes Staatskonzern "Iron & Steel Company"
zur Errichtung eines Stahlwerks 1998 und 2000 Kredite "in zweistelliger
Millionenhöhe" bewilligt, für die Simbabwe eine Staatsgarantie
übernommen habe. Obwohl der marode Stahlkonzern den Kredit nicht
zurückgezahlt habe, sei Simbabwe dafür nicht aufgekommen. Daher habe die KfW
schon 2006 bei der Internationalen Handelskammer einen Schiedsspruch
erwirkt, der ihr einen Zugriff auf simbabwesisches Vermögen im Ausland
ermöglichte.
Art der Ladung war offenbar nicht bekannt
An den Waffen ist die
Förderbank nicht interessiert. Die Förderbank habe aber "zu
keiner Zeit und unter keinen Umständen Waffen als Sicherung für ihre
Forderungen gegenüber dem Staat Simbabwe akzeptiert", sagte
Helbig. Die Art der Ladung sei "zu dem Zeitpunkt nicht definitiv
bekannt gewesen." Der Frachter verließ am vergangenen Freitag den Hafen
von Durban, bevor der Pfändungsbeschluss umgesetzt werden konnte - ein
Gericht hatte den Transport der Waffen durch südafrikanisches Territorium
untersagt. Er ist vermutlich unterwegs nach Angola.
Auf dem Frachter sollen sich nach südafrikanischen Medienberichten große Mengen Munition für Kalaschnikow-Gewehre sowie tausende Granaten und Granatwerfer befinden. Die Opposition in Simbabwe wirft Mugabe vor, "einen Krieg" gegen die Bevölkerung anzuzetteln, um trotz verlorener Wahlen an der Macht zu bleiben.
Oppositionsführer beansprucht Wahlsieg für sich
Der
simbabwesische Oppositionsführer Morgan Tsvangirai hat die derzeit laufende
Stimmen-Neuauszählung in einigen Wahlbezirken drei Wochen nach den
Parlaments- und Präsidentschaftswahlen als illegal bezeichnet. Eine
Neuauszählung hätte innerhalb von 48 Stunden und in den Wahllokalen selbst
stattfinden müssen, sagte Tsvangirai am Dienstag im Deutschlandfunk. Der
Präsidentschaftskandidat der Bewegung für einen demokratischen Wandel (MDC)
beanspruchte den Wahlsieg erneut für sich und lehnte eine Stichwahl gegen
Amtsinhaber Robert Mugabe ab.
Der seit 1980 regierende, heute 84-jährige Präsident müsse in den Ruhestand gehen, betonte Tsvangirai. Selbst in einem möglichen Regierungsbündnis aus mehreren Parteien sei für Mugabe kein Platz. Andere Mitglieder der Regierungspartei ZANU-PF könnten aber durchaus einbezogen werden, sagte der Oppositionsführer dem Sender.
Schleppende Stimmauszählung inakzeptabel
Der Chef der
südafrikanischen Regierungspartei ANC, Jacob Zuma, hat die schleppende
Stimmenauszählung nach den Wahlen in Simbabwe als "inakzeptabel"
bezeichnet. "Ich glaube nicht, dass die Verfassung des Landes sagt:
'Wenn Ihr wollt, könnt Ihr das Wahlergebnis zurückhalten'",
sagte Zuma am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters in
Berlin.
Die Wähler im Nachbarland hätten über Parlament und Präsident entschieden und das Recht, das Ergebnis zu erfahren. Die Wahlkommission müsse die Zahlen sofort veröffentlichen, weil ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehe. Die afrikanischen Staats- und Regierungschefs rief Zuma auf, sich in der Krise stärker zu engagieren.
Neuauszählung begonnen
Nachdem die Wahlkommission in
Simbabwe der MDC zunächst den Sieg bei der Parlamentswahl am 29. März
zuerkannt hatte, begann am Samstag eine Neuauszählung der Ergebnisse der
Präsidentschafts-, Parlaments-, und Senatswahlen in 23 der landesweit 210
Wahlkreise. Die MDC fürchtet, dass die ZANU-PF durch Betrug bei der
Neuauszählung die Kontrolle über das Parlament zurückgewinnen will.