Erleichterung in Österreich: Die erste Familie mit rot-weiß-rotem Pass konnte gestern den heftig umkämpften Gazastreifen verlassen.
Um Punkt 13.55 Uhr wurde die österreichische Familie durch den Checkpoint Erez geschleust. „Es ist gut, endlich draußen zu sein. Und es freut mich, dass wir jetzt wieder nach Österreich fliegen können“, ist der Wahl-Wiener Mahmoud Al-Ammasi erleichtert. Er steht mit seinem Sohn Mohamed (4) am Checkpoint hinter einem Zaun, neben ihm Botschafter Michael Rendi. Seine Frau Suha (33) und die Kinder Lamaa (8) und Bashar (6) sind schon in den weißen Volvo-Bus mit dem Schild „EU Commission“ eingestiegen. Österreichs Konsulin Cornelia Craig hilft ihnen noch schnell mit einigen Formalitäten.
Beim 3. Versuch
Nach drei gescheiterten Versuchen, einen Konvoi
des Roten Kreuzes von Gaza-Stadt aus durch die Kampfzone im Norden des
Palästinensergebietes zum Erez-Checkpoint zu lotsen, hatte sich Donnerstag
früh ein neues „Fenster“ aufgetan: Das israelische Militär erlaubte
Doppelstaatsbürgern aus etlichen Ländern die Durchreise.
Dank an Botschafter
Al-Ammasi bedankt sich ausdrücklich bei
Botschafter Rendi: „Er hat sehr hart für uns gearbeitet“, sagt der
37-Jährige, während er matt lächelt – der Mann ist sichtlich erschöpft.
Seine Familie hat eine mehrstündige Reise mit vielen Stopps hinter sich, als
sie kurz vor 14 Uhr aus dem Checkpoint kommt. Für die Strecke braucht man
normalerweise keine 20 Minuten. Heftige Gefechte in der Kampfzone und
chaotische Zustände im Gazastreifen haben die Fahrt verzögert.
Die Dutzenden Ausreisewilligen mussten nach dem gefährlichen Weg zum palästinensischen Checkpoint samt Gepäck zu Fuß einige hundert Meter gehen. Dort wurden sie von israelischen Soldaten und Behörden streng befragt. Al-Ammasi berichtet, dass er nicht alle Dokumente der Familie mit ins Ausland nehmen konnte. Der Familienvater, der bis vor einem Jahr in Wien-Favoriten gelebt hat, freut sich jetzt schon wieder auf Österreich.
ÖSTERREICH: Sie haben vor wenigen Minuten den Gazastreifen
verlassen - wie fühlen Sie sich jetzt? |
Noch gefangen
Drei weitere Familien aus Österreich sitzen weiter
in Gaza fest. Darunter ein älteres Ehepaar, das es nicht zum Sammelpunkt
geschafft hat. Auch die Österreicherin Nadia Rayyes sitzt mit ihren beiden
Kindern und ihrer Mutter weiterhin in der Kampfzone fest.
Foto (c) ÖSTERREICH/ Lems