EU-Milliarden

So prassen die Griechen mit unserem Geld

13.05.2011


Griechenland in der Krise: Trotzdem bestehen Beamte auf skurrile Privilegien.

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Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Das krisengeschüttelte Griechenland, das von EU und IWF bereits mit 110 Milliarden Euro unterstützt wurde, lebt anscheinend weiter auf großem Fuß.

Neuester Streich: Trotz Schulden geben die Pleite-Griechen jetzt grünes Licht für den Bau einer Formel-1-Strecke nahe der Hafenstadt Patras. Kostenpunkt: unglaubliche 94 Millionen Euro! Die Finanzierung soll der finanzmarode griechische Staat übernehmen. Das Millionenvorhaben stand  für jahrelang zur Diskussion, die Bauzeit soll ganze drei Jahre betragen.

Mess-Zulage für Priester, Prämie für Händewaschen
Das Beispiel zeigt: Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die Griechen umdenken und sich aus dieser Krise befreit haben.
Auch wenn die Regierung mittlerweile einen harten Sparkurs vorgibt: Das Volk und vor allem die Gewerkschaften wehren sich mit Streiks und Ausschreitungen. Sie bestehen weiterhin auf Privilegien, die jeden Nicht-Griechen in Staunen versetzen.

Hier nur die skurrilsten Beispiele:

  • Die Mitarbeiter von Ministerpräsident Giorgos Papandreou bekommen 16 Monatsgehälter.
  • Staatsbedienstete von Mineralöl-Konzernen erhalten sogar 18 Monatslöhne.
  • Beamte bekommen Prämien für Pünktlichkeit und Händewaschen.
  • Fürs Arbeiten bei Temperaturen zwischen 0 und 8 Grad gibt es eine Art „Kältezuschlag“.
  • Politiker, die seit 1993 im Amt sind, bekommen doppelte Pension.
  • 200.000 illegale Häuser sind nicht erfasst und bringen daher keinen Steuereinnahmen. Sogar Mönche sollen in Betrügereien verwickelt sein.
  • Priester bekommen für jede Messe eine Zulage.

Doch Premier Papandreou sucht die Ursache für Griechenlands Schulden-Misere immer noch bei anderen und sieht sein Land als Opfer: „Die Märkte prügeln unaufhörlich auf uns ein, die Medien sagen einen Weltuntergang voraus.“

Nächste Hilfstranche wackelt – Pleite droht
Doch auch IWF und EU kritisieren, dass Griechenland mit seinem Reform-Programm nicht rasch genug vorankommt.

Vertreter der beiden Organisationen sind derzeit in Athen, um die Fortschritte Griechenlands zu prüfen. Diese sind Voraussetzung für das 110 Milliarden Euro schwere Hilfspaket. Die nächste Tranche von 12 Milliarden Euro, für die auch Österreich 153 Millionen Euro beisteuern soll, wackelt damit gehörig. Sollte die Kreditrate nicht freigegeben werden, droht Griechenland die Pleite, weil gleichzeitig der Geldbedarf bei 13,7 Mrd. Euro liegt. In Österreich lebende Griechen (siehe unten) sind sich einig: Die Gelder helfen nur, wenn der Staat Reformen durchzieht.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Im ersten Quartal hat Griechenland ein überraschendes Plus beim Wirtschaftswachstum hingelegt.

Interview mit Erhard Busek: „Das sind alles Provinzler“

ÖSTERREICH: Euro-Krise wegen Griechenland, wieder eingeführte Grenzkontrollen in Dänemark – wo steht Europa?
Erhard Busek: Europa zerbröselt, verliert seine Bedeutung in der Welt und wird zunehmend handlungsunfähig.

ÖSTERREICH: Was ist die ­Ursache für diese Krise?

Busek: Die Regierungen versuchen, ihre eigene Unfähigkeit auf die EU zu schieben. EU-Verträge werden ständig gebrochen, Konsequenzen gibt es keine. Vor allem nicht gegenüber den großen Staaten. Beim kleinen Griechenland trauen sich natürlich alle hinzuhauen.

ÖSTERREICH: Leidet die EU an einer Führungsschwäche?

Busek: Absolut. Es gibt ja keine starken Persönlichkeiten mehr. Das sind alles Provinzler, die nationalstaatliche Interessen vor gemeinsame Projekte stellen, um innenpolitisches Kleingeld zu machen.

ÖSTERREICH: Die Ämter von Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Außenministerin Catherine Ashton als „Aushängeschilder“ sind umsonst geschaffen worden?
Busek: Die Ämter sind schwach. Auch wenn Ashton noch so gut wäre, könnte sie wenig ausrichten. Aber man wollte noch dazu schwache Personen dafür. Ashton und Rompuy könnten viel offensiver an die ­Öffentlichkeit gehen.

ÖSTERREICH: Wie kann ein Ausweg aussehen?
Busek: Europa bräuchte eine Regierung nach Vorbild der USA. 27 Regierungen werden nie einer Meinung sein. Außerdem gehören die Auswahlverfahren geändert. Wir haben in der EU keine Demokratie, die mauscheln sich das alles untereinander aus.

(knd)

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