Simulant

Spielt Demjanjuk nur den Kranken?

09.12.2009

Gefängnis-Leiter: "Er ist nicht so schlecht beieinander, wie im Prozess zu sehen war."

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

Dem in München inhaftierten mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk geht es nach Angaben des Gefängnis-Leiters besser als es vor Gericht den Anschein hatte. "Er ist nicht so schlecht beieinander, wie im Prozess zu sehen war", sagte der Leiter der Haftanstalt München-Stadelheim, Michael Stumpf, der "Bild"- Zeitung. Nach seinem Infekt mit erhöhter Temperatur, der zur Absage des dritten Verhandlungstages am Mittwoch vor einer Woche geführt hatte, gehe es ihm besser. "Soweit ich informiert bin, hat er sich von dem Infekt ganz gut erholt", sagte Stumpf.

Demjanjuk muss sich seit dem 30. November vor dem Landgericht München II wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden im Vernichtungslager Sobibor im Jahr 1943 verantworten. Der gebürtiger Ukrainer soll damals als Hilfswilliger der SS geholfen haben, die Menschen in Gaskammern zu töten.

Demjanjuk simuliert
"Er ist ein gebrechlicher, kranker alter Mann, das ist keine Frage", sagte Stumpf weiter. Demjanjuk halte gerne einmal ein Schläfchen, sei auf seinen Rollstuhl angewiesen und variiere zwischen Liegen und Sitzen, da ihm langes Sitzen schwer falle. Den aus dem Gerichtssaal über die Medien vermittelten Eindruck, dass der 89-Jährige nicht einmal in der Lage sei, die Augen zu öffnen, habe er aber nicht gewonnen. Demjanjuk könne sich verständigen, lese auch Zeitschriften. "Ich habe schon den Eindruck, dass er durchaus mitbekommt, was um ihn herum vor sich geht."

Demjanjuk hatte die ersten beiden Verhandlungstage mit geschlossenen Augen, in Decken gehüllt und weitestgehend auf einer Trage liegend an der Verhandlung teilgenommen. Sowohl der zuständige Arzt als auch die Dolmetscherin betonten aber, er folge dem Prozess. Der 89-Jährige ist seit seiner Abschiebung aus den USA in der Krankenabteilung in Stadelheim untergebracht und teilt eine behindertengerechte Zelle mit einem anderen Rollstuhlfahrer.

Am 21. Dezember soll der Prozess fortgesetzt werden.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel