Bomben auf Kunduz
Steckt Missverständnis hinter Angriff?
06.09.2009
Möglicherweise hat es Sprachbarrieren zwischen Bundeswehr und US-Truppen gegeben. Die Bilder, anhand derer der Einsatz entscheiden wurde, waren jedenfalls von schlechter Qualität.
Nach dem tödlichen Luftangriff in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus soll untersucht werden, inwieweit Kommunikationsprobleme zwischen den deutschen Bundeswehrsoldaten und den US-Streitkräften eine Rolle gespielt haben. Die geplante Untersuchung der Militäraktion soll auch der Frage möglicher Sprachbarrieren nachgehen.
B-1-Bomber kam ohne Sprit
Nach der Anforderung von
Luftunterstützung durch die Bundeswehr traf zuerst ein amerikanischer
B-1-Bomber ein, dessen Besatzung die beiden entführten Tanklastwagen und
Dutzende Personen in deren Umgebung sah. Die B-1 musste aber wegen
Treibstoffmangels zu ihrem Stützpunkt zurückkehren.
F-15 ließen Bomben fallen
Etwa 20 Minuten später trafen zwei
US-Kampfflugzeuge des Typs F-15E ein, deren Besatzung Videoaufnahmen zum
deutschen Stützpunkt funkte. Etwa eine halbe Stunde nach der Ankunft der
beiden F-15-Maschinen wurde dann je eine 500-Pfund-Bombe auf die
Tanklastzüge geworfen. Die Nachtaufnahmen waren von schlechter Qualität
gewesen, man konnte nur Schatten sehen.
NATO zählt 125 Opfer
Die Angaben zu den Todesopfern des
Angriffs vom Freitag divergieren stark. Das NATO-Ermittlungsteam kommt auf
etwa 125 Menschen. Das wären weit mehr als die von den Deutschen genannten
56 Toten. Mindestens zwei Dutzend der Opfer waren laut NATO keine Taliban,
sondern Zivilisten. Der Bundeswehr zufolge gibt es keine zivilen Opfer.
"Wir werden uns rächen"
Die radikalen Islamisten
haben jedenfalls schon Rache geschworen. "Wir werden uns rächen", so ein
vermummter Taliban-Kämpfer. "Hier wurden viele unschuldige Menschen
getötet." Im Dorf Yakubi nahe beim Angriffsort weinten und beteten am
Samstag Dutzende Bewohner an den Gräbern der Opfer. Auch bewaffnete Taliban
waren bei den Beerdigungen zugegen. Ihre Anwesenheit zeugte vom
Wiedererstarken der Islamisten in einer Gegend, die noch vor Kurzen von der
Regierung kontrolliert wurde.