Der Schweizer Dignitas-Boss vergleicht die Abweisung von Sterbewilligen mit der Grenzschließung zur Nazizeit.
Der Gründer der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas, Ludwig Minelli, hat mit einem Juden-Vergleich für Empörung gesorgt. Im Zusammenhang mit Bestrebungen der Schweizer Regierung, die organisierte Sterbehilfe zu regeln, safte Minelli: "Im Zweiten Weltkrieg haben sie die Grenzen für Juden geschlossen, und die Juden, die hierher kommen wollten, wurden abgewiesen und in Konzentrationslagern umgebracht. Und jetzt haben wir Menschen, die ihr Leben in der Schweiz beenden wollen und sie werden zurückgeschickt und gezwungen, weiterzuleben. Was ist der Unterschied? Was ist grausamer?" sagte Minelli laut einem Bericht der britischen Zeitung "The Guardian".
"Tiefster Antisemitismus"
Die Deutsche Hospiz-Stiftung
kritisierte die Aussage am Donnerstag als "tiefsten Antisemitismus".
Stiftungschef Eugen Brysch rief den deutschen Außenminister Guido
Westerwelle auf, sich einzuschalten und diejenigen Kräfte in der Schweiz zu
stärken, "die dem Geschäftemachen mit dem Selbstmord Einhalt gebieten
wollen".
Auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern waren in der Vergangenheit häufig Todkranke in die Schweiz gereist, um sich dort beim Sterben helfen zu lassen. Der Schweizer Bundesrat hat vergangenen Monat zwei Varianten zur Änderung des Strafrechts vorgeschlagen: Entweder sollen sich Mitarbeiter von Sterbehilfeorganisationen wie Dignitas an strenge Auflagen halten oder die organisierte Sterbehilfe wird ganz verboten.