1 Toter

Straßenschlachten bei Kosovo-Demo in Belgrad

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200.000 Menschen demonstrierten. Bilanz: ein Toter, über 100 verletzte. Jetzt drohen die bosnischen Serben mit Abspaltung.

Im Zug einer Groß-Demo mit 200.000 Beteiligten ist es am Donnerstagabend zu massiven Ausschreitungen im Zentrum Belgrads gekommen. Sonderpolizeieinheiten zur Terroribekämpfung haben gegen Mitternacht die Randalierer aber wieder aus der Innenstadt vertrieben und für Ruhe gesorgt. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, viele festgenommen. In der ausgebrannten US-Botschaft wurde eine verkohlte Leiche gefunden.

Demonstrant vom Feuer eingeschlossen?
Über die Identität des Opfers gab es zunächst keine Klarheit. William Wanland, Sprecher der US-Botschaft in Belgrad, sagte dem Sender CNN, möglicherweise handle es sich bei dem Toten um einen der Protest-Teilnehmer. "Es sieht so aus, als ob es ein Demonstrant ist, der vom Feuer eingeschlossen wurde."

Mehrere Botschaften attackiert
Zuvor hatten Aktivisten die US-Botschaft in Brand gesteckt, sowie ein Auto vor der kroatischen Botschaft. Beschädigt wurden auch die kanadische, britische, belgische, deutsche, türkische und bosnische Botschaft. Ausländische Fahnen gingen in Flammen auf. Mit Steinen beworfen und geplündert wurden zahlreiche Geschäfte, zwei Mac Donald's-Filialen sowie zwei Filialen der Raiffeisen-Bank. Vor der österreichischen Vertretung blieb es ruhig. Sonderverbände standen am Freitagmorgen vor allem vor dem teilweise ausgebrannten Gebäude der US-Botschaft und jenem der albanischen Vertretung.

Mehr als 100 Verletzte
Nach Angaben der Krankenhäuser sind im Zug der Massenproteste mehr als 100 Menschen, darunter mehrere Polizisten, verletzt worden. Viele der Demonstranten sollen stark betrunkene Jugendliche und Fußballfans gewesen sein. Zahlreiche Randalierer wurden festgenommen.


Folgende Staaten haben Postion zur Kosovo-Unabhängigkeit bezogen:


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© APA

USA sind vergrämt
Die USA dringen auf eine Verurteilung der Brandstiftung in ihrer Botschaft durch den Weltsicherheitsrat. Die 15 Mitgliedsländer müssten die Attacken verurteilen und Serbien an seine Verpflichtung erinnern, diplomatische Vertretungen zu schützen. Regierungschef Vojislav Kostunica reagierte mit den Worten: "Diese Leute, die Hooligans, wie Ihr sie nennt, haben nur auf die Verletzung des internationalen Rechts reagiert."

UNO verurteilt Attacken in "schärfster Form"
Der UNO-Sicherheitsrat in New York verurteilte die Attacken auf die Botschaften in Belgrad in "schärfster Form". Das höchste Gremium der Vereinten Nationen erinnerte an das "grundlegende Prinzip" der Unverletzlichkeit von diplomatischen Vertretungen und hob die Verpflichtung des Gastlandes zum Schutz von Auslandsmissionen hervor. In Brüssel sagte EU-Sprecherin Cristina Gallach, die Gewalt in Belgrad sei "völlig inakzeptabel". Sie rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

Bosnische Serben drohen
Die Serben in Bosnien haben nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ihrerseits mit einer Abspaltung von Bosnien-Herzegowina gedroht. Wenn viele UNO-Staaten die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz Kosovo anerkennen sollten, dann hätten die Serben Bosniens das Recht, eine Volksabstimmung über ihren Status abzuhalten, hieß es in einer am Donnerstagabend in Banja Luka verabschiedeten Resolution des Parlaments der bosnischen Serben.

Die Unabhängigkeit des Kosovo droht die staatliche Einheit Bosnien-Herzegowinas infrage zu stellen, das aus der Muslimisch-Kroatischen Föderation und der Serbischen Republik (Republika Srpska) besteht. Beide Einheiten haben ein eigenes Parlament und ein eigene Regierung, die ebenfalls bestehenden zentralen Institutionen gelten als äußerst schwach.

"Wenn eine bedeutende Zahl von UNO-Mitgliedern, und vor allem EU-Mitgliedern, die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennt... in diesem Fall geht das Parlament der Serbischen Republik davon aus, dass es das Recht hat, eine Volksabstimmung zur Neubestimmung des staatlichen Status zu organisieren", hieß es in der Resolution vom Donnerstagabend, die mit großer Mehrheit verabschiedet wurde.

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