Heftige Krawalle
Straßenschlachten in Frankreich nach linkem Wahlsieg
08.07.2024Zur Überraschung vieler ging am Sonntagabend das Linksbündnis bei der Wahl in Frankreich als stimmenstärkste Partei hervor. Im Anschluss kam es in Paris, Lille, Nantes und anderen Städten zu Krawallen auf den Straßen.
Das linke Oppositionsbündnis "Neue Volksfront" (NFP) hat die französische Parlamentswahl am Sonntag überraschend gewonnen. Das vom Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon angeführte Bündnis stellt 182 der 589 Mandate in der Nationalversammlung. Die nach der ersten Wahlrunde favorisierten Rechtspopulisten von Marine Le Pen landeten mit 143 Mandaten nur an dritter Stelle hinter dem Präsidentenbündnis Ensemble mit 168 Sitzen.
Premier Gabriel Attal kündigte seinen Rücktritt an. Allerdings: Macron kann Attal und die Regierung bitten, für die laufenden Geschäfte zunächst kommissarisch im Amt zu bleiben. Macron äußerte sich am Wahlabend nicht.
Schwere Ausschreitungen in Paris
Bei Kundgebungen am Wahlabend kam es in Paris und anderen Städten zu schweren Ausschreitungen und Zusammenstößen. In Paris versammelten sich Tausende Menschen auf dem Place de la République im Zentrum der Hauptstadt, um den Sieg des Linksbündnisses bei der vorgezogenen Wahl zu feiern - zunächst friedlich. Leuchtraketen und Bengalen wurden gezündet, wobei die Stimmung mit Voranschreiten des Abends langsam, aber sich zu kippen begann.
So kam es laut internationalen Medienberichten zu Krawallen, bei denen Demonstranten die Behörden mit Glasflaschen und Böllern attackierten. Die Polizei setzte schließlich Tränengas gegen ausschreitende Menge ein. Insgesamt Barrikaden aus Holz wurden in Brand gesetzt, nachdem im Zentrum der Stadt etliche Geschäfte und Banken ihre Fenster am Wahltag mit Blick auf befürchtete Ausschreitungen mit Holzplatten gesichert hatten. Innenminister Gérald Darmanin hatte allein für Paris 5.000 Einsatzkräfte mobilisiert, in ganz Frankreich waren es um die 30.000.
Krawalle auch in Lille und Nantes
Auch aus Lille in Nordfrankreich wurden Zusammenstöße zwischen Antifaschisten und der Polizei gemeldet. Hier ging die Polizei ebenfalls mit Tränengas gegen die Menschen vor. Im westfranzösischen Rennes gab es nach Medienberichten 25 Festnahmen, nachdem die Bereitschaftspolizei mit Tränengas gegen linke Demonstranten vorgegangen war, die unter anderem "Alle hassen die Polizei" skandiert hatten.
In Nantes wurde ein Polizist nach einem Bericht der lokalen Zeitung durch den Wurf eines Molotowcocktails verletzt. Demonstranten warfen Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte, die ihrerseits Tränengas einsetzen. In Frankreichs zweitgrößter Stadt Marseille kamen ebenfalls sehr viele Menschen zur Feier des Wahlsiegs der Linken im Stadtzentrum zusammen. Die Polizei hielt sich zunächst zurück, während die Demonstranten Slogans gegen rechtslastige Medien riefen.