Bei der Präsidentenwahl soll es zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten gekommen sein.
Als Sieg für die Demokratie in Afghanistan hat die Europäische Union die Präsidenten- und Provinzratswahlen vom Donnerstag gewürdigt. Nun müsse die Auszählung der Stimmen mit größter Transparenz erfolgen, forderte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner am Samstag in Brüssel. Einheimische Wahlbeobachter stellten allerdings zahlreiche Unregelmäßigkeiten fest, und die Wahlkommission berichtete von elf getöteten Mitarbeitern am Wahltag.
In ihrem vorläufigen Bericht werteten die EU-Beobachter den Verlauf der Präsidentschaftswahl als "weitgehend positiv". Allerdings sei der Urnengang in einigen Landesteilen durch Gewalt und Einschüchterung nicht frei gewesen, sagte der Leiter der Mission, der Franzose Philippe Morillon, am Samstag vor Journalisten in Kabul.
Die Abstimmung war von Gewaltanschlägen und Berichten über Unregelmäßigkeiten überschattet. Unter anderem schnitten Taliban-Kämpfer nach Angaben von Wahlbeobachtern zwei Menschen die Finger ab, die als Beweis für ihre Stimmabgabe mit lila Farbe markiert waren. Das teilte die Stiftung für Freie und Faire Wahlen (FEFA) am Samstag mit. Gerüchte über ein derartiges Vorgehen der Taliban kursierten vor der Wahl in ganz Afghanistan. Ein Taliban-Sprecher sagte allerdings, es werde keine derartigen Angriffe geben.
Karzai und Abdullah wollen Wahlergebnis anerkennen
Indes haben
sowohl Amtsinhaber Hamid Karzai als auch sein schärfster Rivale Abdullah
Abdullah zugesichert, das Ergebnis anzuerkennen. Der US-Gesandte Richard
Holbrooke sagte am Samstag, Karzai und Abdullah hätten ihm im Fall einer
Niederlage versprochen, ihre Anhänger nicht aufzuhetzen.
Sowohl der Paschtune Karzai als auch der vor allem von Tadschiken unterstützte Abdullah sehen sich auf bestem Weg, schon in der ersten Runde die absolute Mehrheit zu gewinnen und so eine Stichwahl im Oktober zu vermeiden. Die Ergebnisse werden aber frühestens in zwei Wochen erwartet.