Polit. Provokation
Testet Nordkorea schon wieder Rakete?
01.06.2009
Pjöngjang dürfte in zwei Wochen erneut eine Langstreckenrakete ausprobieren.
Nordkorea steht offenbar kurz vor einem weiteren Raketentest. Südkoreanischen Medien zufolge ist eine Langstreckenrakete mittlerweile auf einer neuen Abschussbasis Musudan-Ni an der Nordwestküste des Landes angekommen. Außerdem sind alle Schiffe aus dem Gebiet vor der Küste verbannt worden. US-Verteidigungsminister Robert Gates bestätigte die Berichte.
Überraschung beim Gipfel?
Der Start könne bereits in einer
oder zwei Wochen erfolgen. Nordkorea könnte die Rakete um den 16. Juni
testen, wenn ein Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und dem
südkoreanischen Präsidenten Lee Myung in Washington geplant ist.
Konkrete Hinweise
Den USA liegen Hinweise darauf vor, dass
Pjöngjang "etwas mit einer anderen Taepodong-Raketen machen
könnte, aber bis jetzt sind ihre Absichten unklar", so Gates.
Zudem bestätigte er, dass Satellitenaufnahmen Fahrzeugbewegungen auf zwei
Raketenbasen in Nordkorea zeigen. Die USA und Südkorea werten derzeit die
Informationen aus.
Nordkorea hatte zuletzt im April eine Langstreckenrakete vom Typ Taepodong-2 abgeschossen. Raketen dieses Typs können theoretisch Alaska erreichen.
ASEAN sollen helfen
Südkoreas Präsident Lee bat am Montag die
Mitglieder des südostasiatischen Staatenverbunds ASEAN im Atomstreit mit dem
Norden um weitere Unterstützung. "Wir werden weiter daran
arbeiten, dass Nordkorea die Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats beachtet",
so Lee zu Beginn des zweitägigen Gipfeltreffens mit den Staats- und
Regierungschefs der zehn ASEAN-Länder in Südkorea. Es findet unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen in Seogwipo auf der Insel Cheju statt - weiter ist
keine südkoreanische Stadt vom Norden entfernt.
Auf diplomatischem Weg soll sichergestellt werden, dass Pjöngjang rasch wieder an den Sechs-Parteien-Gesprächen über sein Atomprogramm teilnimmt.
Aufrüstung inakzeptabel
Die USA und Japan erklärten
gemeinsam, dass eine atomare Aufrüstung Nordkoreas inakzeptabel sei. Die
jüngsten Aktionen des Staates gäben Anlass zu großer Sorge, so der
japanische Vize-Außenminister Mitoji Yabunaka. US-Verteidigungsminister
Gates hatte am Wochenende erklärt: "Wir werden nicht tatenlos
zuschauen, wenn Nordkorea sich Fähigkeiten zulegt, Ziele in der Region oder
bei uns zu zerstören."
Seeschlacht anzetteln?
Innerhalb der südkoreanischen
Streitkräfte wächst den Berichten zufolge die Befürchtung, dass das Militär
des kommunistischen Nachbarlandes versuchen könnte, ein Seegefecht im Gelben
Meer anzuzetteln oder sogar versuchen könnte, eine südkoreanische Insel zu
erstürmen. Nordkorea habe zuletzt sowohl Schießübungen als auch Übungen mit
schnellen Amphibienbooten entlang der Westküste verstärkt.
Erst am Freitag hatte Nordkorea in Musudan-Ni eine Boden-Luft-Rakete mit einer Reichweite von etwa 260 Kilometern abgefeuert. Seit ihrem Atomwaffentest vergangenen Montag haben die nordkoreanischen Streitkräfte bereits sechs Kurzstreckenraketen getestet. Die Test haben für massive Spannungen in der Region gesorgt.
Kim Jong-Ils Sohn soll Macht übernehmen
Unterdessen mehren
sich die Anzeichen für eine Nachfolgeregelung an der Spitze des Landes.
Machthaber Kim Jong-il habe die ausländischen Vertretungen seines Landes
angewiesen, eine Treueerklärung auf seinen jüngsten Sohn Kim Jong-un
abzugeben, meldete die südkoreanische Zeitung "Dong-A Ilbo" am Dienstag. Die
Information habe sie über mehrere Kanäle bestätigt bekommen. Dies sei ein
Signal dafür, dass Kim Jong-un inzwischen offiziell in den Rang des
Nachfolgers gehoben worden sei.
Die Nachfolgeregelung gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen in dem ohnehin fast völlig abgeschotteten Land. Der 67-jährige Kim Jong-il soll im August des vergangenen Jahres einen Schlaganfall erlitten haben. Er hat insgesamt drei Söhne. Experten zufolge hat der jüngste noch am ehesten die Fähigkeiten, den Vater in seiner Machtposition zu beerben.
Kim Jong-un, der wie seine Brüder selbst den Nordkoreanern kaum bekannt ist, soll 1983 oder 1984 geboren worden sein. Seine Ausbildung hat er in der Schweiz erhalten.