Massiven Oppositionsprotesten zum Trotz hat der thailändische Regierungschef Abhisit Vejjajiva den geforderten Rücktritt von seinem Amt abgelehnt. Zehntausende Demonstranten versammelten sich am Mittwoch in Bangkok.
Die Demonstranten wollen erreichen, dass Abhisit, den die Opposition als nicht demokratisch legitimiert betrachtet, das Parlament auflöst und Neuwahlen ermöglicht. Der im Dezember als dritter Premier innerhalb von nur wenigen Monaten eingesetzte Politiker lehnt dies ab.
Volkszorn
Der Volkszorn richtet sich nun in erster Linie gegen
den obersten königlichen Ratgeber, den 88-jährigen Kronratsvorsitzenden,
früheren Ministerpräsidenten und Ex-General Prem Tinsulanonda, in dem die
Anhängerschaft des vor zweieinhalb Jahren vom Militär gestürzten
Regierungschefs Thaksin Shinawatra den Drahtzieher von dessen Entmachtung
sieht.
Eliten gegen Landbevölkerung
Das südostasiatische Königreich
steckt seit dem vergangenen Sommer in einer schweren politischen Krise; in
dem Konflikt stehen sich die traditionellen urbanen Eliten und die arme
Landbevölkerung erbittert gegenüber; letztere steht hinter dem im Exil
lebenden Thaksin, der wegen Amtsmissbrauchs in Abwesenheit zu zwei Jahren
Haft verurteilt worden war.
Friedliche Proteste
Die Proteste verliefen zunächst friedlich;
zehntausende Demonstranten legten am Mittwoch den Verkehr um
den Regierungssitz in Bangkok lahm. "Wir brauchen keine königlichen Berater
wie Prem mehr", sagte einer der Anführer der Demonstranten, Jatuporn
Promphan. "Sie sind wie eine Wand zwischen dem Volk und Seiner Majestät."
König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) wird im Land tief verehrt. Abhisit lehnte die Forderung nach Neuwahlen in einem Fernsehinterview ab. Die Regierung werde, wenn nötig, hart gegen die Demonstranten durchgreifen, warnte er.
Prem Tinsulanonda, ehemaliger Militärchef, war von 1980 bis 1988 Regierungschef Thailands. Der in den USA ausgebildete Offizier hatte stets die volle Unterstützung des Königs und des Hofes. Er fungiert seit 1998 als Präsident des mächtigen Kronrates.