Mit dem Beginn des Vorwahl-Marathons ist innerhalb der Demokraten und Republikaner der Kampf ums Weiße Haus voll ausgebrochen.
Für die Stars der US-Präsidentschafts-Vorwahlen bleibt über die Weihnachtsfeiertage nur sehr wenig Zeit vor dem Christbaum: Schon am Stefanitag schweben die Jets von Hillary Clinton oder Barack Obama bei den Demokraten und Mitt Romney oder Mike Huckabee bei den Republikanern am Flughafen in Des Moines im US-Staat Iowa ein.
Am 3. Jänner startet dort mit der ersten "Caucus“-Abstimmung die Vorwahl-Saison, wo beide Parteien ihre Kandidaten für die finale Schlacht ums Weiße Haus ermitteln. "Es werden die spannendsten Vorwahlen seit 80 Jahren“, überschlagen sich Polit-Gurus im US-TV.
Wer ist der Favorit?
Die Gründe: Es tritt weder Vizepräsident
noch Amtsinhaber an, sonst stets die klaren Favoriten. Und alle Umfragen
prognostizieren echte Thriller: Landesweit liegt zwar Hillary Clinton bei
den Demokraten recht deutlich voran – doch in Iowa und New Hampshire, wo
fünf Tage später gewählt wird – liegt sie Kopf an Kopf mit Obama. In Iowa
liegt Obama sogar voran. Immerhin konnte Hillary ihren Sturzflug mit
brutalen Attacken stoppen: In eher schrillen Tönen warnten ihre Helfer vor
Obamas Unerfahrenheit, seinem Kokainkonsum als Teenager und sogar vor seinem
moslemischen Vater.
Sensationeller Aufstieg Huckabees
Bei den Republikanern ist das
Rennen noch spannender: Nach dem Fall des Favoriten Rudy Giuliani und dem
sensationellen Aufstieg des Ex-Baptisten-Predigers Mike Huckabee zeichnet
sich in nationalen Umfragen nun sogar ein Vierer-Rennen ab – wo auch Mitt
Romney und sogar John McCain intakte Chancen haben. Auch die Vorwahl-Staaten
bieten kein klares Bild: Iowa scheint Huckabee, der zum Liebling der frommen
Christenbasis wurde, bereits in der Tasche zu haben. Doch in New Hampshire
führt Romney. Und in Kalifornien, das am meisten Stimmen bringt und wo am
"Super Tuesday“ (5. Februar), gewählt wird, führt Giuliani.
"Economy" statt "Terror"
Grund für das
Gerangel innerhalb beider Parteien: Die Top-Themen Terror und Irakkrieg sind
zuletzt durch die Sorgen der US-Bürger über die US-Wirtschaft nach der
Hypothekenkrise abgelöst worden. Die Karten werden neu gemischt. Und bei den
Republikanern ist der Religionskrieg ausgebrochen: Huckabee versucht als
"Christenführer“ den Mormonen Romney zu stoppen.
Das US-Wahlsystem
Der Weg ins Weiße Haus ist ein komplizierter
Wahlmarathon. In Iowa beginnt am 3. Jänner mit dem dortigen "Caucus“, bei
dem in Bürgerversammlungen die Kandidaten-Präferenz ermittelt wird, die
erste Phase: Die Vorwahlen oder "Primaries“. Republikaner und Demokraten
lassen hier in allen US-Bundesstaaten ihre Parteimitglieder abstimmen, wer
ihr Kandidat für die Wahl zum 44. US-Präsidenten sein soll. Noch nie hielten
so viele Staaten so früh ihre Vorwahlen ab: Nach Iowa folgen New Hampshire,
Michigan, South Carolina, Nevada und Florida. Am 5. Februar, dem "Super
Tuesday“, wählt mehr als die Hälfte der US-Staaten, darunter die
bevölkerungsreichsten Giganten Kalifornien und New York. Spätestens danach
sollten die Vorwahl-Gewinner feststehen. Die werden dann bei pompösen
Parteitagen, den sogenannten "Conventions“, offiziell nominiert und unter
Getöse in das Wahlkampffinale entlassen.
Drei TV-Debatten spielen dann ebenfalls eine entscheidende Rolle, wer es am 4. November 2008 ins Weiße Haus schafft.