Die ukrainische Regierungschefin ließ die Einigung zwischen Putin und Juschtschenko platzen.
Im russisch-ukrainischen Streit um Gaslieferungen hat die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko eine Vereinbarung beider Staaten in vielen Punkten zurückgewiesen. "Die Regierung kann gewisse Bedingungen nicht akzeptieren", heißt es in einem am Donnerstag in Kiew veröffentlichten Brief Timoschenkos an den ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko. Dazu zählten der vereinbarte Preis für das russische Gas in den ersten drei Monaten dieses Jahres sowie die Beibehaltung eines Zwischenhändlers. Die Abmachung bewahre korrupte Strukturen sowie Missbrauch, führe zum Bankrott des ukrainischen Gaskonzerns Naftogaz und widerspreche nationalen Interessen, kritisierte Timoschenko.
Einigung Juschtschenko-Putin geplatzt
Um den Streit der beiden
Länder um die russischen Gaslieferungen beizulegen, hatten sich
Juschtschenko sein russischer Kollege Wladimir Putin am 12. Februar darauf
geeinigt, die bisherigen Zwischenhändler durch eine Firma zu ersetzen, die
vom ukrainischen Gaskonzern Naftogaz sowie der russischen Energiefirma
Gazprom gemeinsam gegründet werden sollte. Die Ukraine hatte den bisherigen
Zwischenhändlern vorgeworfen, ausstehende Zahlungen an Russland zu
blockieren. Timoschenko wies in dem Schreiben an Juschtschenko besonders den
Austausch eines Zwischenhändlers durch den nächsten zurück.
Gazprom drosselte Gaslieferungen
Am Mittwoch hatte der russische
Energiekonzern Gazprom nach einer vorübergehenden Drosselung die Lieferungen
an die Ukraine in vollem Umfang wieder aufgenommen. Der Konflikt hatte sich
an der Forderung Gazproms entzündet, Naftogaz solle Schulden in Höhe von
umgerechnet fast 400 Millionen Euro begleichen.
Gas treibt ukrainische Wirtschaft an
Die ukrainische Wirtschaft,
die größtenteils aus Schwerindustrie besteht, ist auf Gas angewiesen, das
ausschließlich über russisches Territorium geliefert wird. Drei Viertel
seines Gasbedarfs deckt das Land mit Gas aus Turkmenistan, ein Viertel kommt
aus Russland. Gazprom hatte gedroht, den russischen Teil der Lieferungen zu
stoppen. Bei einem ähnlichen Streit im Jahr 2006 hatte Russland die
Gaszufuhr gedrosselt, was auch die Energielieferungen nach Westeuropa
beeinträchtigte.