Schlechter Witz
Topolanek ruft "Ausnahmezustand" aus
20.02.2009
Tschechiens Premier war gelangweilt - vor laufender Kameras verhängte er kurzerhand den Ausnahmezustand. Was als Witz begann, endet nun in scharfer Kritik.
Um der Langeweile im Parlament ein Schnippchen zu schlagen, haben sich der tschechische Premier Mirek Topolanek und sein Innenminister Ivan Langer einen Scherz erlaubt. Langer nahm sich - bei eingeschalteten TV-Kameras - das Mikrofon und erklärte:
"Meine Damen und Herren, eine Mitteilung des Innenministers: Heute früh wurden die Truppen des Innenministeriums (Sicherheitseinheiten aus der kommunistischen Ära, Anm.) wieder gebildet. Seien Sie am Weg zu den Regierungsgebäuden und anderen Schlüsselobjekten nicht überrascht, wenn Sie Panzerwagen sehen".
Topolanek, der ein paar Meter entfernt in seiner Sitzbank saß, lachte und fügte hinzu: "Ich habe den Ausnahmezustand erklärt".
Opposition reagiert empört
Dies ereignete sich unmittelbar
vor Beginn einer Sitzung, die jedoch nicht beginnen konnte, weil der
Vorsitzhabende und Vizechef des Unterhauses, der Christdemokrat Jan Kasal
(KDU-CSL), noch abwesend war, berichteten die Zeitungen am Freitag. Die
oppositionellen Sozialdemokraten (CSSD) kritisierten das "unangebrachte"
Verhalten Topolaneks und Langers, beide von der konservativen Demokratischen
Bürgerpartei (ODS).
Der Chef des Abgeordnetenhauses, Miloslav Vlcek, (CSSD) sagte, der Premier und Innenminister hätten das Ansehen des Parlaments "auf grobe Weise entehrt". "Ich hoffe, dass die Tschechen Sinn für Humor haben", reagierte Langer. Und Kasal, dessen Verspätung alles auslöste, reagierte gelassen: "Wenn jemand in der Pause scherzt, beleidigt mich das nicht. Das Abgeordnetenhaus ist doch kein Friedhof".