Anhänger der Regierungpartei und der Oppoistion lieferten sich die ganze Nacht hindurch heftige Kämpfe. Die EU rief zur Protestpause in Kenia auf.
Bei erneuten Unruhen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist am Sonntag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Nach Augenzeugenangaben töteten Anhänger von Präsident Mwai Kibaki ein Mitglied der Stammesgruppe des Oppositionsführers Raila Odinga. Demnach lieferten sich beide Seiten die ganze Nacht hindurch heftige Kämpfe.
Bisher mehr als 600 Tote
Bei Auseinandersetzungen nach der
umstrittenen Wahl Kibakis im Dezember sind bisher mehr als 600 Menschen
getötet worden. Am Samstag griffen Oppositionsanhänger im Westen des
ostafrikanischen Landes ein Flüchtlingslager an und töteten dabei fünf
Menschen. In das Lager hatten sich Hunderte Menschen vor der aufgeflammten
Gewalt geflüchtet.
Die Opposition wirft Kibaki vor, die Präsidentenwahl gefälscht zu haben. Anhänger Odingas kündigten ab Donnerstag ungeachtet von Demonstrationsverboten weitere öffentliche Proteste an.
EU-Kommissar ruft zu Protestpause auf
Der EU-Kommissar für
humanitäre Maßnahmen, Louis Michel, hat die Opposition in Kenia aufgerufen,
ihre Protestaktionen vorübergehend einzustellen. Angesichts der zahlreichen
Toten und Verletzten bei Zusammenstößen von Demonstranten und
Sicherheitskräften müssten Rahmenbedingungen für friedliche Verhandlungen
geschaffen werden, sagte Michel am Samstagabend in Nairobi. Nach Gesprächen
mit Kibaki und Oppositionsführer Odinga sei er "weniger pessimistisch", dass
sich die Konfliktparteien treffen und ein Lösung der seit Wochen andauernden
Krise erreichen könnten.
Noch kein Treffen zwischen Regierung und Opposition
Bisher gab es
kein direktes Treffen zwischen Kibaki und Odinga. Internationale
Vermittlungsversuche blieben bisher erfolglos. Am Dienstag wird der
ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan in Nairobi erwartet, um einen neuen
Vermittlungsversuch zu starten.
Neue Proteste könnten die Spannungen in dem ostafrikanischen Land verschärfen, sagte Michel. Odingas Partei ODM, die zunächst mit einem Boykott von Unternehmen, die Kibaki unterstützen, wirtschaftlichen Druck ausüben wollte, hat für den kommenden Donnerstag zu neuen Demonstrationen aufgerufen.