Schock in Nikosia
Toter Ex-Präsident Zyperns gestohlen
11.12.2009
Diebe öffneten das Grab von Tassos Papadopoulos - und stahlen den Leichnam.
In Zypern haben Unbekannte den Leichnam des ehemaligen Präsidenten Tassos Papadopoulos geraubt. Ein früherer Leibwächter habe das Grab am Freitag leer vorgefunden, wurde in Nikosia offiziell mitgeteilt.
(c) Reuters, Tassos Papadopoulos
Die Diebe hatten in der Nacht die 250 Kilogramm schwere Marmorplatte verschoben und bei heftigem Regen den Leichnam aus dem Sarg entwendet. Das Motiv der Täter blieb vorerst unklar. "Mir fehlen die Worte, diese abscheuliche Tat zu beschreiben", sagte Justizminister Loucas Louca. Der an Lungenkrebs erkrankte Staatsmann war vor fast genau einem Jahr, am 12. Dezember 2008, im Alter von 74 Jahren verstorben.
Hardliner
Papadopoulos war von 2003 bis 2008 Präsident und
maßgeblich dafür verantwortlich, dass die griechischen Zyprioten einen
UNO-Vorschlag für eine Wiedervereinigung der seit der türkischen Invasion im
Sommer 1974 geteilten Insel ablehnten. Begründet wurde die Ablehnung damit,
dass der Plan dem Großteil der nach dem türkischen Einmarsch aus dem Norden
Vertriebenen bzw. deren Nachkommen die Rückkehr in ihre Heimatorte
verwehrte, zugleich aber vorsah, dass ein beträchtlicher Teil der von der
Türkei angesiedelten Festlandtürken und der türkischen Truppen auf der Insel
bleiben kann. Die türkischen Zyprioten hatten den Plan in einem Referendum
gutgeheißen.
Zypern wurde 2004 Mitglied der Europäischen Union, doch findet das EU-Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Nordteil der Insel, der nur von Ankara anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC), keine Anwendung. Papadopoulos, Zyperns fünfter Präsident seit der Unabhängigkeit 1960, hatte die Mittelmeerrepublik in die Europäische Union und am 1. Jänner 2008 auch in die Euro-Zone geführt.
Der 1934 geborene und in London ausgebildete Jurist war stets als "Hardliner" aufgetreten, der sich strikt weigerte, äußerem Druck nachzugeben. Während des Unabhängigkeitskampfes gegen die britische Kolonialmacht war Papadopoulos in der nationalistischen Untergrundorganisation EOKA aktiv. Er gehörte dem Komitee an, das 1959 die Verfassung für den neuen binationalen Staat ausarbeitete und war der jüngste Minister in der ersten Regierung unter Präsident Erzbischof Makarios III. Er leitete bis 1970 verschiedene Ressorts und stand insbesondere dem Innen- und dem Arbeitsministerium vor. Bei der Präsidentenwahl 2003 besiegte er überraschend den konservativen Präsidenten Glafcos Clerides. Verheiratet war Papadopoulos mit der Erbin des Industrieimperiums Leventis, mit der er vier Kinder hatte.