Gewalttätige Unruhen statt buntem Safari-Urlaub: westliche Urlauber "haben bereits am Flughafen Angst bekommen."
Sie haben das farbenfrohe Bild erwartet, das Kenias Küste Urlaubern normalerweise bietet: Sonne, Meer, bunte Obst-und Gemüsemärkte entlang der Straßen. Stattdessen treffen die Touristen in dem ostafrikanischen Land dieser Tage auf Chaos und Aufruhr. Auf der Straße zum Flughafen sind zornige Anhänger von Oppositionschef Raila Odinga unterwegs. Sie haben Autoreifen in Brand gesteckt, überall sind die Scherben der Unruhen der vergangenen Tage zu sehen. Seit sich Präsident Mwai Kibaki am Sonntag nach einer umstrittenen Wahl für eine zweite Amtszeit vereidigen ließ, wird die stabilste Demokratie Afrikas von heftiger Gewalt zwischen ihren Volksgruppen erschüttert.
Abtransport im Panzerfahrzeug
Jetzt hält die Polizei am
Internationalen Flughafen von Mombasa die Urlauber zurück und bringt sie
unter Begleitung von gepanzerten Fahrzeugen in Sammelkonvois in die Hotels
am Indischen Ozean. Offiziere mit Maschinengewehren im Anschlag klettern in
Limousinen und Taxis, um die Gäste in sichere Gebiete zu begleiten. "Ich
hatte ja keine Ahnung, wohin ich fliege", sagte Katja Grinewa, eine
russische Konzertpianistin, die in New York lebt. "Wir haben am Flughafen
Angst bekommen. Wir wussten nicht, was wir erwarten sollten."
Kein Strand-Urlaub
Der Rechtsanwalt Achal Kapila aus London
wollte Silvester in einem Ferienressort an der palmengesäumten Südküste
verbringen und hier den ersten Sonnenaufgang des Jahres erwarten. In den
besseren Zeiten treffen sich an dem weißen Strand Touristen und Kenianer zu
Picknicks in der Nähe einer alten Moschee. Dieses Jahr war kein Knallen von
Sektkorken zu hören. "Wir sollten trauern", sagt Kapila.
Tourismus bringt jährlich 800 Mio. Dollar
Der Tourismus
steuert jährlich 800 Millionen Dollar zur kenianischen Wirtschaft bei und
spült die meisten ausländischen Devisen in die Kassen des Landes. Für die
Branche steht viel auf dem Spiel. "Wir rufen die politische Führung auf, das
Recht zu respektieren und den Streit um die Wahl auf eine Weise auszutragen,
die die wichtigen Erfolge nicht zerstört", erklärte der kenianische
Touristenverband.
"Kein Frieden, kein Benzin"
Aber in den Urlauberzentren
an der Küste wird inzwischen das Benzin knapp. Die Konzerne halten den
Tankstellen zufolge ihre Treibstoff-Lkw zurück, damit wütende junge Männer
sie nicht kapern und in Brand stecken können. "Solange es keinen Frieden
gibt, wird es auch kein Benzin mehr geben", sagt Jack Kamamia, der an einer
der Tankstellen arbeitet.
Safari abgesagt
In Naivasha müssen die Safari-Touren rund um den
malerischen See ausfallen, weil die Tanks der Minibusse leer sind. "Ich habe
kein Benzin. Ich habe kein Geld auf der Bank. Ich weiß nicht, was aus uns
werden soll", sagt einer der Fahrer.