Erste Bank Chef
Treichl: Keine österreichische Bank geht pleite
04.03.2009
Der Chef der Erste Bank zeigt sich optimistisch, er geht davon aus, dass die Auswirkungen der Krise schon 2010 abflachen werden.
Erste-Group-Chef Andreas Treichl ist zuversichtlich, dass der Wirtschaftskrise kein österreichisches Finanzinstitut zum Opfer fallen werde. "Weder die Erste noch andere österreichische Banken werden aufgrund dieser Krise pleite gehen", sagte Treichl am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". Er sage dies zwar "aus dem Brustton der Überzeugung", aber er sei ja nicht der Herrscher über die absolute Wahrheit, schränkte er wieder ein.
Stimmungsmache gegen Österreich?
Im osteuropäischen Raum, wo
die Erste Group 48 Mrd. Euro Kredite vergeben hat, beginne sich nun die
Krise auszuwirken. Als Retailbank hänge die Erste aber weniger stark von
makroökonomischen Bedingungen ab, als dies von Analysten prognostiziert
werde. Treichl ortet auch Stimmungsmache aus den USA, Großbritannien und
Deutschland gegen das stark in Osteuropa engagierte Österreich: "Ich würde
nicht ausschließen, dass manche Österreich absichtlich madigmachen".
Intensive Kommunikation gegen Vertrauensverlust
Unsicherheiten
und Vertrauensverlust gegenüber Banken will Treichl durch intensivierte
Kommunikation bekämpfen. Lügen würde er nicht, beteuert Treichl: "Wer etwas
Schlechtes in der Bilanz hat, aber nicht darüber redet, der gehört
eingesperrt". Angesprochen auf die Probleme im Interbankengeschäft meint
der Erste-Chef: "Das ist pure Angst. Keiner weiß in Wirklichkeit, wie sich
die Wirtschaft in den nächsten Jahren entwickeln wird". Daher würden die
Banken Liquidität und Kapital horten, um unsichere Zeiten überbrücken zu
können. Die Erste hat am Freitag die Inanspruchnahme von Geld aus dem
Bankenhilfspaket der Regierung fixiert. 2,7 Mrd. Euro sollen die
Kapitaldecke der Bank stärken.
"Alle müssen Gürtel enger schnallen"
Die
Kreditvergabe der Banken sei restriktiver geworden, bestätigt Treichl. In
der Großindustrie würden nun viele Projekte aufgrund der Risiken und der
Liquiditätssituation nicht finanziert werden, diese Kreditrestriktionen für
die Großen hätten auch Auswirkungen auf die von diesen abhängigen Klein- und
Mittelbetriebe. "Man wird halt vorsichtiger, zurückhaltender, man überlegt
mehr", meinte der Bank-Chef. "Nicht nur die Banken, wir alle werden unsere
Gürtel enger schnallen müssen".
Lage 2010 besser
Die Auswirkungen der Finanzkrise würden heuer
langsam abflachen, die Krise der Realwirtschaft werde möglicherweise nicht
so lange dauern wie man jetzt glaube, gibt sich Treichl optimistisch. 2010
könnte sich die Lage wieder zum besseren wenden. Die Lösung der Krise sei
derzeit offen, beim Abbau des Schuldenbergs könnte es zu einer massiven
Geldentwertung kommen. Eine Finanztransaktionssteuer hätte die massiven
Spekulationen vielleicht verhindern können, habe aber nur bei weltweiter
Einführung Sinn, ebenso wie eine Abschaffung des Bankgeheimnisses.
Mehr "Demut" in Politik und Wirtschaft
Der Bank-Chef
tritt für eine strenge und umfassende Finanzaufsicht ein. Durch die Krise
werde sich in den politischen und wirtschaftlichen Führungsebenen "die Spreu
vom Weizen trennen", ist Treichl überzeugt. Der noch 2007 bestbezahlte
österreichische Bankmanager (Jahreseinkommen 4,4 Mio. Euro), der für das
Jahr 2008 keine Bonuszahlungen erhält und damit auf ein Jahresgehalt von 1,2
Mio. Euro zurückfällt, spricht sich nun für mehr "Demut" in Wirtschaft und
Politik aus.
FPÖ und BZÖ verlangen Gehalts-Reduzierung
Sowohl
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky als auch sein BZÖ-Kollege Martin Strutz
forderten eine Reduzierung des Treichl-Gehalts. Vilimsky verlangte eine
Eingliederung aller Manager - und damit auch Treichls - die über dem Bezug
des Bundespräsidenten liegen, in die Bezügepyramide der Politiker. Strutz
fordert die sofortige Umsetzung der Begrenzung der Managergehälter in
staatsnahen Betrieben oder Unternehmen, die Staatshilfe erhalten.