Rebellenchef General Mahamat Nouri heißt die Eufor im Tschad willkommen. Doch wegen der Teilnahme Frankreichs könne es zu Kämpfen kommen.
ÖSTERREICH erreichte General Mahamat Nouri am Satellitentelefon im Kampfgebiet des Tschad. Wo sich der General genau aufhielt, blieb unklar.
ÖSTERREICH: General Nouri, Sie sind der Kopf der bewaffneten Opposition im Tschad. Wofür kämpfen Sie und ihre Männer?
General Mahamat Nouri: Der Tschad wird von einer korrupten Führung regiert. Wir leben in einem Land ohne funktionierende Rechtsordnung. Das Volk leidet. Wir kämpfen für das Volk und gegen das Regime.
ÖSTERREICH: Wie präsentiert sich die aktuelle Lage im Tschad? Gibt es Kämpfe?
Nouri: Derzeit ist alles ruhig. Es gibt keine Kämpfe.
ÖSTERREICH: Mit welchen Gefühlen erwarten Sie das Eintreffen der europäischen Friedenstruppe Eufor?
Nouri: Wenn die Eufor ausschließlich kommt, um die Sicherheit der vertriebenen Bevölkerung zu gewährleisten, dann sehen wir überhaupt kein Problem. Dann ist uns die Eufor willkommen. Wenn sich die Europäer aber in die politische und militärische Situation einmischen – zum Beispiel durch irgendeine materielle Hilfe für Präsident Déby – dann lädt sich die Eufor eine schwere Verantwortung auf.
ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Eufor neutral bleiben und sich ausschließlich auf den humanitären Einsatz beschränken kann?
Nouri: Frankreich stellt den größten Teil der Eufor-Truppe. Das Land unterstützt materiell das Regime von Déby. Unsere große Angst ist, dass ein europäischer Staat – zum Beispiel Österreich – unter seiner Flagge Déby hilft.
ÖSTERREICH: Erwarten Sie persönlich, dass es zu Kämpfen zwischen Eufor und Ihren Soldaten kommt?
Nouri: Wenn das eintritt, was wir befürchten, nämlich, dass sich die Eufor auf die Seite Débys schlägt, dann sind Kämpfe unvermeidlich. Eine rein humanitäre Mission wird für die Eufor schwierig sein. Europa muss sehr behutsam vorgehen. Frankreich hat andere Interessen als die übrigen Eufor-Länder. Ein einziger Fehltritt macht die ganze Mission überaus gefährlich.
ÖSTERREICH: Kann man sagen, das größte Problem für die Europäer ist Frankreich, also jemand in den eigenen Reihen?
Nouri: Ja, das kann man so sagen. Frankreich ist der Feind in Europas Reihen.