Der irakische Außenminister Zebari ist nach einem Treffen Erdogans mit Bush sehr zuversichtlich.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Großoffensive der Türkei im Nordirak ist der Regierung in Bagdad zufolge gesunken. Grund seien die Gespräche des türkischen Regierungschefs Tayyip Erdogan mit US-Präsident George W. Bush am Montag, sagte der irakische Außenminister Hoshyar Zebari am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.
Mehrere Treffen entschärfen Lage
Auch ein Treffen der
Nachbarn des Iraks am Wochenende in Istanbul sowie die Schritte der Führung
in Bagdad gegen die Rebellen der kurdischen Arbeiterpartei PKK hätten zu
einer Entschärfung der Lage beigetragen. "Ein großes militärisches
Eindringen in den Nordirak - und groß ist hier das Schlüsselwort -, die
Wahrscheinlichkeit dafür ist geringer", erklärte Zebari.
Kein Krieg Türkei-Irak
Erdogan hatte am späten Montagabend
gesagt, die Türkei werde keinen Krieg führen, bereite sich aber auf einen
Einsatz gegen die Aufständischen im Nordirak vor. Demnach sind kurzfristige
Operationen wie Luftangriffe oder gezielte Angriffe türkischer
Spezialeinheiten gegen PKK-Lager jenseits der Grenze zu erwarten. Bush hatte
zuvor bekräftigt, die PKK sei der gemeinsame Feind von USA und Türkei. Zudem
sagte er eine militärische Zusammenarbeit zu.
Bush gibt "Erlaubnis"
Ein Kolumnist der "Hürriyet"
verglich das mögliche Vorgehen der türkischen Streitkräfte gegen die
kurdische PKK-Guerilla im Nordirak mit dem gezielten militärischen Vorgehen
Israels gegen militante Palästinenser außerhalb der Landesgrenzen. Auch die
Zeitung "Aksam" fasste das Gesprächsergebnis mit der Schlagzeile "Punktuelle
Operation" zusammen.
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Erdogan und Bush hatten in Washington über Wege zur Bekämpfung der PKK-Rebellen im Nordirak gesprochen. Beide Politiker betonten anschließend die Bedeutung einer engeren geheimdienstlichen Zusammenarbeit. Erdogan erklärte vor türkischen Journalisten in Washington, er habe in dem Gespräch mit Bush im Weißen Haus seine Ziele erreicht. Die neue Phase im Kampf gegen die PKK, die jetzt begonnen habe, sei eine "Operationsphase".
Nach türkischen Medienberichten ist vorgesehen, dass die USA der türkischen Armee Daten über die Lage von PKK-Stützpunkten im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak und die Position von PKK-Trupps an der irakisch-türkischen Grenze geben, so dass die Türken mit Kampfjets oder Hubschraubern zuschlagen können. Auch Luftangriffe auf den Aufenthaltsort von PKK-Anführern seien möglich.
US-Erkundungsflüge über PKK-Camps
Das amerikanische
Militär hat im Nordirak Erkundungsflüge über Lagern der verbotenen
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Kurdistans verstärkt. Seit drei Tagen würden
die Lager Metina, Zap, Cemco und Hakurke pausenlos überflogen, teilte die
PKK am Dienstag auf einer Internetseite mit. Die türkische Regierung droht
mit einem Militärschlag gegen PKK-Lager im Nordirak, weil von dort mehrfach
Angriffe gegen die Türkei geführt wurden. Die US-Regierung hat Ankara
größeren Zugang zu US-Geheimdienstinformationen zugesagt und verstärkte
Zusammenarbeit angekündigt.
PKK-Führer Murat Karayilan rief unterdessen die türkische Führung erneut zu Verhandlungen auf. Die PKK aus dem Nordirak zu vertreiben, löse das Problem nicht, sagte er der pro-kurdischen Nachrichtenagentur Firat News. "Unsere Kräfte sind überall - auch auf türkischem Boden". Durch den Kampf der PKK für einen unabhängigen Kurdenstaat sind seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet worden. Ankara weigert sich bisher kategorisch, mit den Rebellen zu verhandeln.
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Trotzdem Truppen an der Grenze zum Nord-Irak?
Trotz
internationaler Besorgnis um eine Eskalation in der Kurden-Krise will der
Erdogan die Truppen seines Landes an der Grenze zum Irak belassen: "Wir
werden diese Vorsichtsmaßnahmen beibehalten".
PKK als Feind der USA
Er begrüßte die Zusage Bushs, das Vorgehen
der Türkei gegen Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) durch den
Austausch von Geheimdienst- und Militärinformationen zu unterstützen. Der
US-Präsident hatte bei dem Treffen die von Ankara bekämpfte PKK als "terroristische
Organisation" bezeichnet, die der "Feind" der USA, der Türkei
und des Irak sei.
Erdogans Geduld mit der PKK am Ende
Sein Land sei an einem Krieg
nicht interessiert, betonte Erdogan später in einer Rede vor dem Nationalen
Presseclub in Washington. Das Mandat des türkischen Parlaments beziehe sich
auf einen Einsatz gegen die PKK. Der türkische Regierungschef betonte, sein
Land strebe keine Ausdehnung in den Irak an. Seine Geduld mit der PKK sei
aber am Ende. Bei einer Rede im Zentrum für Strategische und Internationale
Studien kritisierte Erdogan das zögerliche Handeln der USA und Iraks in dem
Konflikt. "Wir würden uns dringende, konkrete Maßnahmen wünschen, die
über die reine Rhetorik hinausgehen und die PKK aus dem Nordirak vertreiben."