Der bei den Wahlen unterlegene Reformpolitiker Mir-Hussein Moussavi hat sich dem Verbot der Behörden gefügt, und seine geplante Protestkundgebung verschoben.
Zehntausende Anhänger des iranischen Präsidentschaftskandidaten Mir-Hossein Moussavi haben sich am Montag trotz eines Demonstrationsverbots in Teheran zu einer Protestkundgebung gegen die umstrittene Wiederwahl von Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinejad versammelt. Augenzeugenberichten zufolge nahmen die beiden unterlegenen Kandidaten Moussavi und Mehdi Karroubi an der Kundgebung im Zentrum Teherans teil.
"Bring uns unsere Stimmen zurück"
"Die
Straßen sind voll", berichtete ein Augenzeuge. Die Demonstranten
riefen Parolen wie: "Moussavi, bring uns unsere Stimmen zurück",
"Wo sind die 63 Prozent, die für Ahmadinejad gestimmt haben?",
"Wenn Ahmadinejad Präsident bleibt, werden wir jeden Tag protestieren"
oder "Wir kämpfen, wir sterben, wir akzeptieren diese Wahlfälschung
nicht".
Wahl soll überprüft werden
Der geistliche Führer des
Irans, Ayatollah Ali Khamenei, hat laut einem Bericht des staatlichen
Fernsehens eine Überprüfung der Präsidentenwahl angeordnet. Der Vorwurf des
Wahlbetrugs solle untersucht werden, hieß es am Montag. Khamenei forderte
den unterlegenen Kandidaten Mir-Hossein Moussavi auf, das Wahlergebnis
friedlich und mit juristischen Mitteln zu bekämpfen.
Merkel "sehr besorgt"
Nach der Präsidentschaftswahl im
Iran und den darauffolgenden Ausschreitungen hat Frankreich den iranischen
Botschafter ins Außenministerium zitiert. Botschafter Seyed Mehdi
Miraboutalebi solle "Erklärungen zu den Ereignissen im Iran liefern",
teilte das französische Außenamt am Montag mit. In Berlin äußerte sich die
deutsche Kanzlerin Angela Merkel "sehr besorgt" über die Vorgänge
im Iran.
"Klare Antworten" erwartet
Frankreich erwarte wie
andere europäischen Staaten "klare Antworten" auf die von der
Opposition erklärten Zweifel an der Wiederwahl von Mahmoud Ahmadinejad zum
iranischen Präsidenten. "Zudem verurteilt Frankreich die brutale
Niederschlagung friedlicher Kundgebungen und die wiederholten Angriffe auf
die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung",
sagte Außenamtssprecher Eric Chevalier. Zuvor hatte bereits der deutsche
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den iranischen Botschafter in
Deutschland ins Außenministerium bestellt.
Versuchter Lynchmord
Ein in der Internetausgabe der
italienischen Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlichtes Video
zeigt, wie in Teheran ein Polizist knapp der Lynchjustiz entkommen ist,
nachdem er brutal auf Demonstranten losgegangen war. Zu Beginn ist eine
friedliche Kundgebung von Anhängern des Reformkandidaten Mir-Hossein
Moussavi am Wochenende in der iranischen Hauptstadt zu sehen.
Sehen Sie hier das schockierende Video!
Brutale Szenen
Plötzlich rasen mehrere Polizisten auf ihren
Motorrädern in die Menge und beginnen brutal auf die Demonstranten
einzuschlagen, die in Panik auseinanderlaufen. Ein Beamter, der offenbar zu
Sturz gekommen ist, wird aber von der Menge festgehalten, die nun ihrerseits
auf ihn einprügelt. Er wird von seinem Motorrad gezerrt, das danach
angezündet wird. Durch das beherzte Eingreifen einiger Demonstranten wird
der junge Polizist schließlich vor der wütenden Menschenmenge gerettet. Sie
bringen den sichtlich geschockten Uniformierten in Sicherheit und kühlen
seine Stirn mit Rosenwasser.