8 Tote
Uiguren stecken hinter Xinjiang-Bombenanschlägen
10.08.2008
In der chinesischen Provinz Xinjiang ist es erneut zu blutigen Bombenanschlägen gekommen. Insgesamt elf Menschen starben.
Die chinesische Polizei hat "uigurische Terroristen" als Hintermänner der jüngsten Serie von Bombenanschlägen in Kuqa in der autonomen Region Xinjiang (Sinkiang) identifiziert. Acht seien erschossen worden, zwei weitere hätten sich selbst in die Luft gesprengt, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Bei den Anschlägen in der Nacht auf Sonntag wurde nach amtlichen Angaben ein Wachmann getötet. Zwei Polizisten und zwei Zivilisten seien verletzt worden. Zwei "Terroristen" seien festgenommen worden, berichtete die Polizei.
Drei Mittäter auf der Flucht
Drei Mittäter unbekannter
Identität seien noch auf der Flucht, hieß es. Die Polizei habe Dutzende von
Sprengsätzen sichergestellt, die nicht explodiert seien. Bomben seien an
Regierungsgebäuden, Hotels und Supermärkten hochgegangen. Am vergangenen
Montag waren bei einem Angriff auf eine Wache der chinesischen Grenzpolizei
in Kashgar 16 Polizisten getötet worden. Kurz darauf gab Peking die
Festnahme von 18 "ausländischen Agitatoren" bekannt, die Unruhe in der unter
anderem an Afghanistan, Pakistan und den indischen Teil Kaschmirs
grenzenden, mehrheitlich muslimischen Region gestiftet hätten. Peking hatte
bereits 1996 Sondertruppen nach Xinjiang verlegt und nicht näher bezeichnete
"feindliche ausländische Organisationen" beschuldigt, Separatismus zu
schüren.
Ziel: Schaffung von "Ostturkestan"
Muslimische Rebellen
des Turkvolkes der Uiguren kämpfen in Xinjiang für die Schaffung eines von
China unabhängigen Staates "Ostturkestan", wie er in den 1940er-Jahren
kurzzeitig existiert hatte. Peking spricht stets von der Rebellengruppe
"Islamische Bewegung Ostturkestan" (ETIM), die auch von den USA als
terroristisch eingestuft wird. Viele Uiguren wehren sich gegen die
chinesische Fremdherrschaft und beklagen kulturelle und politische
Unterdrückung. Seit Anfang der 1990er-Jahre kam es immer wieder zu blutigen
Unruhen, zahlreiche "Konterrevolutionäre" wurden hingerichtet, Hunderte von
Moscheen und Koranschulen geschlossen. Gegen pro-chinesische uigurische
Funktionäre wurden Attentate verübt, so fiel der regimegenehme Imam der
Großen Moschee von Kashgar einem Mordanschlag zum Opfer.
Da chinesischen Sicherheitskräfte immer vor einer Bedrohung der Olympischen Spiele durch angebliche uigurische Terrorgruppen gewarnt hatten, kamen in Peking Olympia-Organisatoren (BOCOG) und eigens angeheuerte ausländische Sicherheitsexperten zu einer Krisensitzung zusammen. BOCOG-Generalsekretär Wang Wei sagte aber: "Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Einfluss auf die Spiele haben wird."
Bild: (c) AP