Durchbruch in Bali: Die UNO-Klimakonferenz war ein voller Erfolg. Nach Buhrufen lenkten die USA ein - so konnte eine Einigung erzielt werden.
Die Verhandlungen für ein Post-Kyoto-Klimaabkommen können starten: Bei der UNO-Klimakonferenz auf Bali ist am Samstagnachmittag (Ortszeit) nach dramatischen Verhandlungen in der Schlussphase ein Mandat beschlossen worden. Knackpunkt war bis zuletzt eine Auseinandersetzung zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten zur Formulierung über die Verpflichtungen der ärmeren Länder in einem künftigen Klimaabkommen gewesen. Nach einem Kompromissvorschlag hatten zuerst die EU, danach auch die USA in den Kompromiss eingewilligt.
Buhrufe gegen die USA
Der Vorsitzende der Konferenz, Rachmat
Witoelar, verkündete die Entscheidung nach einer emotionalen Debatte, in der
die USA sich zunächst geweigert hatten, dem Kompromisspapier zuzustimmen.
Nach ausschließlich kritischen Stellungnahmen und sogar Buhrufen lenkte die
Delegation der Vereinigten Staaten schließlich ein. Delegierte aus 190
Ländern hatten zwei Wochen lang an dem Verhandlungsmandat gefeilt. Die
Einigung wurde unter Standing Ovations begrüßt.
Basierend auf dem Bali-Fahrplan soll bis 2009 eine neue weltweite Übereinkunft für die Zeit nach 2012 in Kopenhagen beschlossen werden. In zahlreichen Arbeitsgruppen müssen die Details bis dorthin in mehreren Sitzungen jährlich ausgearbeitet werden.
Beschluss soll 2009 gefasst werden
Ein konkreter
Reduktionsrahmen für das Post-Kyoto-Verhandlungsmandat, den die EU
angestrebt hatte, ist endgültig vom Tisch. In dem in der Nacht
ausgearbeiteten Entwurf des Schlusspapiers für die Konferenz war am Samstag
keine Rede mehr von konkreten Zahlen. Stattdessen fand sich in einer Fußnote
ein Verweis auf den Bericht des wissenschaftlichen Klimagremiums der UNO,
IPCC. In einer Fußnote wird auf konkrete Seiten in dem Bericht Bezug
genommen. Vor allem die EU hatte sich bei der Klimakonferenz dafür stark
gemacht, in das Verhandlungsmandat für das Post-Kyoto-Abkommen, das nach dem
UNO-Fahrplan 2009 in Kopenhagen beschlossen werden soll, einen konkreten
Korridor über die Emissionsminderungen festzulegen. Die USA hatten dies
abgelehnt.
Die Sitzung hatte am Schluss an Dramatik zugenommen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon war von einem Aufenthalt in Osttimor am Samstagvormittag an den Konferenzort zurückgekehrt und eindringlich an die Verhandler appelliert, zu einer Einigung zu kommen.
UN-Klimachef kurz vor Zusammenbruch
Wie anstrengend die
Verhandlungen waren, die sich zunächst bis spät in die Nacht und schließlich
bis zum Samstagnachmittag gezogen hatten, zeigte ein Auftritt des Chefs des
UNO-Klimasekretariats, Yvo de Boer, vor der erfolgreichen Einigung. Vor den
Delegierten der Konferenz versagte dem nahe dem Zusammenbruch wirkenden
Niederländer die Stimme und er verließ unter Tränen den Saal. Auslöser war
Kritik der Chinesen gewesen, bewusst eine Sitzung der Delegierten angesetzt
zu haben, während in kleinem Kreis noch Verhandlungen im Gange seien.
Pröll äußert sich kritisch
Kritisch äußerte sich
am Samstag Österreichs Umweltminister Josef Pröll (V) in einer ersten
Reaktion auf die Einigung bei der Klimakonferenz auf Bali: Nach dieser
Konferenz sei klar, "der internationale Klimaschutz ist ein Komapatient auf
der Intensivstation". Zwar sei verhindert worden, dass die Maschinen
gestoppt werden, es falle aber doch schwer, "dieses Ergebnis als Erfolg zu
verkaufen".
In den kommenden Jahren werde es "beinharte Arbeit aller und ein fundamentales Umdenken einzelner Staaten brauchen", um für den Klimaschutz das dringend Notwendige zu erreichen, so Pröll.