Krisengebiet Kongo
UNO-Konvoi findet nur leere Flüchtlingslager vor
04.11.2008
Im Krisengebiet im Kongo stellt sich jetzt die Frage, ob die zehntausenden Menschen vertrieben wurden oder weiter geflohen sind.
Der erste UN-Hilfskonvoi für zehntausende Flüchtlinge in den von Rebellen gehaltenen Gebieten im Osten des Kongos hat nur verlassene Lager vorgefunden. "Alle Camps sind leer. Alle Flüchtlinge sind weg", bestätigte ein Vertreter des UNO-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten. Die Unterkünfte seien außerdem zerstört worden.
Wo sind die Flüchtlinge?
Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen versuchen nun herauszufinden, ob die Flüchtlinge
vertrieben wurden oder geflüchtet sind. Einige könnten sich in sichere
Gegenden gerettet haben oder in ihre Häuser zurückgekehrt sein. Das
UNO-Flüchtlingshochkommissariat geht von mindestens 50.000 Zivilisten aus,
die allein in der Region Nord-Kivu dringend Hilfe benötigen.
Tutsi-Rebellen gegen Staat
Ein Dutzend Geländefahrzeuge mit
Hilfsgütern und zwei Lastwagen mit UNO-Truppen hatten am Montag die Front
überquert, an der sich Tutsi-Aufständische und Regierungstruppen
gegenüberstehen. Ziel der Fahrt war die 70 Kilometer nördlich der
Provinzhauptstadt Goma gelegene Stadt Rutshuru, wo zehntausende Zivilisten
dringend Wasser, Nahrung und Unterkünfte brauchen. Hilfsorganisationen
sprechen von katastrophalen Zuständen.
Waffenstillstand hält vorerst
Ein von den Rebellen um den
ehemaligen General Laurent Nkunda ausgerufener Waffenstillstand hat in den
vergangenen Tagen gehalten. Vertreter der UNO, der EU und der USA suchten am
Wochenende in der Demokratischen Republik Kongo nach einer
Verhandlungslösung, um zu verhindern, dass die Tutsi-Rebellion zu einer
Neuauflage des Krieges von 1993 bis 2002 eskaliert.
Keine EU-Friedenstruppe in Sicht
17.000 UNO-Soldaten sind
derzeit in dem Land stationiert, das allerdings die Fläche Westeuropas hat.
Zudem haben sich Flüchtlinge beschwert, dass die Blauhelme sie nicht
beschützen. Frankreich hat den Einsatz einer EU-Truppe vorgeschlagen, das
wird aber von mehreren anderen europäischen Staaten abgelehnt.
Ruanda als Unruhestifter
Die Vereinten Nationen halten Ruanda
vor, die Tutsi-Rebellen militärisch zu unterstützen. Beim Vormarsch der
Rebellen vorige Woche waren laut UNO ruandesische Panzer und
Artilleriegeschütze beteiligt. Der Kongo selbst beschuldigt Ruanda schon
seit Längerem der Intervention. Ruanda hat jede Einmischung wiederholt
zurückgewiesen.
Foto: (c) EPA