Protestmärsche
Unruhen in Athen gehen weiter
18.12.2008
Eine friedliche Demonstration endete mit erneuten Zusammenstößen zwischen Schülern und Studenten und der Polizei. 300 Vermummte warfen Molotow-Cocktails auf die Beamten.
Am 13. Tag der Proteste in Griechenland haben Jugendliche Polizisten vor dem Parlament in Athen mit Brandsätzen und Steinen beworfen. Einige der etwa 7000 Demonstranten versuchten einen Weihnachtsbaum auf einem vorgelagerten Platz zu entzünden. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengas, um die Menge auseinanderzutreiben. Bei der Athener Universität lieferten sich Studenten Straßengefechte mit der Polizei und entzündeten drei Autos sowie Mühlcontainer.
Flugzeuge blieben am Boden
Am Flughafen der Hauptstadt blieben am
Donnerstag für drei Stunden nahezu alle Maschinen am Boden, da Mitarbeiter
des öffentlichen Dienstes in einen Streik traten. Der öffentliche Nahverkehr
in Athen stand zeitweise still. Zudem legten Ärzte und Lehrer aus Protest
gegen die Bildungs- und Sozialpolitik der konservativen Regierung ihre
Arbeit nieder.
Molotow-Cocktails und Steine geworfen
Vor dem Parlamentsgebäude
bewarfen etwa 300 Vermummte die Polizei mit Molotow-Cocktails. Andere
versuchten, die Fensterscheiben von zwei Luxushotels zu zerschlagen und
warfen Steine und Farbbeutel auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas
ein. Passanten flüchteten in Panik, berichteten Augenzeugen. Später war das
Stadtzentrum übersät mit umherliegenden Pflastersteinen und Marmorbrocken.
Etliche Geschäfte hatten aus Angst vor neuen Ausschreitungen überhaupt nicht
aufgesperrt.
Keine Weihnachts-Pause
"Wir hören nicht auf, nur weil Weihnachten
ist. Wir werden weiter machen und unseren Kampf im nächsten Jahr
intensivieren", sagte Stathis Anestis, Sprecher der
Privatsektor-Gewerkschaft Gsee, die an den Kundgebungen teilnahm. Petros
Constantinou von der Sozialistischen Arbeiterpartei begründete die Proteste
mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik des konservativen Premiers
Konstantinos Karamanlis. "Die Regierung hat keine Lösung für dieses
Problem", sagte er in Anspielung auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in
Griechenland.
Die Teilnehmer der Kundgebungen trugen Transparente mit Aufschriften wie "Der Kampf geht weiter" oder "Mörderstaat". Auch in den Städten Thessaloniki und Lamia und auf der Urlaubsinsel Kreta fanden Protestaktionen statt. Zu Solidaritätskundgebungen wurde auch im benachbarten Mazedonien aufgerufen.
Nach dem Tod eines 15-Jährigen durch Schüsse eines Polizisten am 6. Dezember in Athen wurde Griechenland von den heftigsten Unruhen seit Jahrzehnten erschüttert. Jugendliche machen inzwischen mit täglichen Protesten ihrer Wut über den Tod des Schülers, aber auch ihrer Unzufriedenheit über die eigene Situation Luft. Knapp ein Viertel der Menschen zwischen 15 und 24 Jahren in Griechenland sind arbeitslos.