Der US-Kongress plant Anhörungen zu dem vereiteltem Anschlag.
Einen Tag nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug hat ein US-Richter offiziell Anklage gegen den mutmaßlichen Attentäter erhoben. Umar Farouk Abdulmutallab habe versucht, eine Maschine beim Landeanflug auf Detroit zu zerstören und habe zu diesem Zweck hochexplosiven Sprengstoff an Bord gebracht, sagte Richter Paul Borman am Sonntag bei einer 20-minütigen Anhörung im Krankenhaus von Michigan, in dem der 23-jährige Nigerianer an seinen Brandverletzungen behandelt wurde. Abdulmutallab erschien im Rollstuhl und mit Verbänden an seinen Händen zu der Anhörung. Er sprach Englisch und akzeptierte einen Pflichtverteidiger.
Anhörungen
Der US-Kongress plant noch im Jänner Anhörungen
zu dem Vorfall. Dabei solle es vor allem um die Fragen gehen, wie es
Abdulmutallab gelingen konnte, Sprengstoff an Bord der Maschine zu
schmuggeln und warum er ein US-Visum erhielt, teilten mehrere Senatoren und
Abgeordnete mit.
Sprengstoff
Nach Informationen von ABC und NBC sagte
Abdulmutallab nach seiner Festnahme aus, den Sprengstoff im Jemen erhalten
zu haben, begleitet von genauen Anweisungen zu seinem Einsatz. Über seinen
Internetkontakt mit einem radikalen jemenitischen Geistlichen habe er ein
führendes Al-Kaida-Mitglied im Jemen kennengelernt. In einem Trainingslager
des Terrornetzes nahe der Hauptstadt Sanaa sei er dann einen Monat lang in
der Herstellung von Sprengsätzen ausgebildet worden. Wann der 23-Jährige im
Jemen war, blieb zunächst unklar.
Vater ehemaliger Minister
Der Vater des mutmaßlichen Attentäters
von Detroit hat die US-Behörden laut einem nigerianischen Zeitungsbericht
schon vor Monaten vor den radikalislamischen Überzeugungen seines Sohnes
gewarnt. Alhaji Umaru Mutallab, ein angesehener Bankier und ehemaliger
nigerianischer Minister, sei über die zunehmende Radikalität seines Sohnes
so besorgt gewesen, dass er im Sommer die US-Botschaft in Ajuba und
nigerianische Sicherheitsvertreter gewarnt habe, berichtete die
nigerianische Zeitung "This Day" am Samstag unter Berufung auf
Angehörige. Umso erstaunter sei er gewesen, dass sein Sohn ein US-Visum
erhalten habe.
Mutallab selbst wollte die Informationen zunächst nicht bestätigen. Er sei derzeit noch "zu verstört" und nicht in der Lage zu sprechen, sagte der 70-Jährige der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Am Montag werde er sich auf einer Pressekonferenz äußern. Mutallab war früher einmal Minister für wirtschaftliche Entwicklung, er leitete die beiden größten Banken des Landes und gründete die erste islamische Bank in Nigeria. Seit einer Woche ist er im Ruhestand.
Seinen Sohn, das jüngste von 16 Kindern, ließ Mutallab in der British International School in der togolesischen Hauptstadt Lome ausbilden. Später dann studierte Umar Farouk Abdulmutallab Maschinenbau in London, wo die Familie laut Presseberichten ein Haus besitzt. Schon in der British School fiel der Jugendliche durch seine zunehmend radikalen religiösen Ansichten auf. Wegen seiner anhaltenden Reden über den Islam gaben seine Klassenkameraden ihm den Spitznamen "Alfa" - Gelehrter -, wie "This Day" berichtet. Laut dem Blatt zog er nach Ende seiner Londoner Studien 2008 nach Ägypten und Dubai. Dort brach er alle Verbindungen mit seiner Familie ab.
Taliban-Regime
Der Lehrer des heute 23-Jährigen, Michael Rimmer,
erinnert sich noch, dass Umar Farouk als Jugendlicher das afghanische
Taliban-Regime unterstützt hat. "Während meine anderen
muslimischen Schüler die Taliban für einen Haufen von Spinnern hielten, fand
er sie ganz in Ordnung", sagte Rimmer dem britischen Rundfunksender
BBC. Umar Farouk beschrieb er dennoch als "Traumschüler" - "sehr
aufgeweckt, intelligent, talentiert, enthusiastisch und höflich".
Alle hätten ihm eine große Karriere vorhergesagt. Doch dann seien diese "verteufelten
Idioten" gekommen, hätten ihm diese "dummen Ideen" in
den Kopf gesetzt und damit "sein Leben ruiniert" und das seiner
Familie verdorben.
Offenbar wollte der junge Nigerianer im vergangenen Mai für einen weiteren sechsmonatigen Maschinenbaukurs nach London zurückkehren. Da das College von den Behörden aber nicht anerkannt worden sei, habe er kein Visum erhalten, bestätigte ein Regierungsvertreter einen Bericht der "Sunday Times". Sieben Monate später dann versucht er, eine US-Passagiermaschine mit rund 290 Menschen an Bord kurz vor der Landung in Detroit in die Luft zu sprengen.