Irak-Konflikt
US-Truppen töten 350 Bewaffnete
28.01.2007
Irakische und US-Truppen haben etwa 350 Bewaffnete nahe der südirakischen Pilgerstadt Najaf getötet. Panzer und F-16-Jets wurden eingesetzt.
Während des schiitischen Ashura-Festes mit zahlreichen Pilgerprozessionen sind im Irak seit Sonntag durch eine Offensive von US-Militärs und irakischen Sicherheitskräften zwischen 250 und 350 mutmaßliche Terroristen getötet und 130 Verdächtige festgenommen worden. Der Militäreinsatz fand nach Angaben der Stadtverwaltung in der Nähe der südirakischen Pilgerstadt Najaf statt. Die irakische Polizei vermutet, dass die sunnitischen Extremisten schiitische Pilger angreifen wollten, die sich derzeit in großer Zahl wegen eines hohen muslimischen Festes in der Region versammeln. In der irakischen Hauptstadt Bagdad kamen durch mehrere Anschläge sechs Menschen ums Leben und zehn weitere wurden verletzt.
Al-Sarka-Verstecke belagert
Zu möglichen Opfern unter den
irakischen Sicherheitskräften machte der Sprecher keine Angaben. Diese
hatten am Sonntag, nachdem sie die mutmaßlichen Extremisten in den Feldern
von Al-Sarka im Norden von Najaf umzingelt hatten, die US-Luftwaffe zur
Hilfe gerufen. Der Sprecher sagte, ein US-Hubschrauber sei abgestürzt. Zwei
amerikanische Soldaten seien ums Leben gekommen. Laut Augenzeugen belagerten
Polizei und Armee am Montag weiterhin Verstecke der mutmaßlichen Extremisten
in Al-Sarka. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Region vor einem
weiteren Angriff zu verlassen.
Das Schicksal des mutmaßlichen Anführers der "Soldaten des Himmels" genannten Miliz, Ahmed Ibn el Hassan, ist laut einem der Sprecher des Gouverneurs nicht bekannt. Möglicherweise befinde er sich mit einem Teil seiner Anhänger auf der Flucht. Nach dem Milizenchef werde gefahndet. Bei Durchsuchungen seien zahlreiche zum Teil schwere Waffen sichergestellt worden. Die Lage sei nun ruhig, sagte der Gouverneur.
Ashura-Fest der Schiiten
Hunderttausende Schiiten hatten sich in
den vergangenen Tagen auf den Weg zu den heiligen Stätten in Najaf und
Kerbala gemacht, um dort das Ashura-Fest zu begehen. Bei den
Feierlichkeiten, die an diesem Montag ihren Anfang nehmen sollen, begehen
die Schiiten den Todestag des Imams Hussein, dessen Schrein in Kerbala
steht. Die Sunniten und die von den Schiiten dominierte irakische Regierung
hatten den Montag zum Ashura-Tag erklärt. Schiitische Geistlichen hatten
dagegen erklärt, der wichtigste Tag werde dieser Dienstag sein. Dann werden
nach Angaben des Gouverneurs von Kerbala, Akil al-Khasali, zwei Millionen
Menschen in der Stadt erwartet. Zehntausend Soldaten und Polizisten seien
aufgeboten worden, um die Sicherheit der Pilger zu gewährleisten.
Der Vorsitzende der Schiiten-Partei SCIRI, Abdul aziz al-Hakim, bekräftigte am Montag vor Tausenden von Anhängern in Bagdad, seine Forderung nach der Gründung einer Autonomieregion in den vorwiegend von Schiiten bewohnten Regionen des Süd- und Zentralirak. "Das entspricht der Verfassung und wird uns helfen, die meisten Probleme zu lösen", fügte er hinzu. Die SCIRI-Partei gehört der zur Regierungskoalition von Ministerpräsident Nouri al-Maliki an.
Sunniten gegen Autonomie
Die Sunniten lehnen die
Autonomiebestrebungen ab. Sie sehen darin einen Schritt hin zu einem Zerfall
des Staates. Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten protestierte am
Montag gegen die Gefangennahme von zwölf Wächtern einer sunnitischen Moschee
in Bagdads Stadtteil Al-Amiriya durch die "amerikanische Besatzungsarmee".
In den vorwiegend von Schiiten bewohnten Vierteln von Ost-Bagdad detonierten am Montag zwei Autobomben und ein Sprengsatz. Nach Angaben der Polizei starben fünf Zivilisten. Die Polizei fand innerhalb von 24 Stunden 42 Leichen von Mordopfern in der Hauptstadt. Die meisten waren gefoltert und anschließend erschossen worden.
Uni-Personal im Visier der Entführer
Das
Hochschulministerium in Bagdad gab bekannt, drei Professoren der
Justizfakultät der Al-Nahrain-Universität und ein Student seien am Sonntag
entführt worden. Laut Ministerium wurden seit Kriegsende im April 2003
insgesamt 185 Professoren getötet, 142 Dozenten verhaftet und 52 Professoren
entführt.
Hillary Clinton fordert Truppenabzug bis 2009
Die amerikanische
Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat Präsident George W. Bush
aufgefordert, bis zum Ende seiner Amtszeit im Jänner 2009 den Konflikt im
Irak zu lösen. "Es war seine Entscheidung, mit einem schlecht entwickelten
Plan und einer unfähig ausgeführten Strategie in den Krieg zu ziehen",
erklärte Clinton am Sonntag bei ihrem ersten Wahlkampfauftritt in Davenport
im US-Staat Iowa. "Wir erwarten von ihm, dass er unser Land davon befreit,
bevor er das Amt verlässt."
Es wäre "der Höhepunkt an Unverantwortlichkeit", wenn Bush den Irak-Krieg seinem Nachfolger im Weißen Haus weitergeben würde, sagte Clinton. Das Weiße Haus kritisierte die Äußerungen der Senatorin von New York als eine vom Parteienkampf bestimmte Stellungnahme, die den Einsatz der US-Streitkräfte untergrabe.
Besonders frühe Vorwahl in Iowa
Clinton gilt als
aussichtsreiche Bewerberin für die Präsidentschaftskandidatur der
Demokratischen Partei. Iowa, wo sie am Sonntag auftrat, gehört zu den
Staaten mit einer besonders frühen Vorwahl. In diesen "Primaries" werden die
Delegierten der einzelnen Bewerber für eine Parteiversammlung bestimmt, die
den Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im November 2008 wählt.
Ein weiterer möglicher Kandidat der Demokraten, Joseph Biden, erklärte, der Widerstand gegen die Truppenaufstockung im Senat werde in dieser Woche mit Beginn der Debatte darüber sichtbar werden. Er wette, dass nicht einmal 20 Prozent der Senatoren Bushs Entscheidung für richtig hielten. Der republikanische Senator Mitch Connell bezweifelte dagegen, dass der Senat eine nicht bindende Resolution gegen die Truppenaufstockung verabschieden werde. Derzeit gebe es so viele Vorschläge, dass wahrscheinlich nicht einer von ihnen eine Mehrheit erhalten werde, sagte Connell am Sonntag.