Möglich wäre die Stationierung von Abfangraketen in der Türkei.
Die US-Regierung hat nach Informationen der "New York Times" Alternativen für einen Raketenschild in Osteuropa entworfen. Ein Prüfungsausschuss der Regierung von US-Präsident Barack Obama wolle in den kommenden Wochen einem Gremium hochrangiger Sicherheitsvertreter eine Reihe von Optionen vorstellen. Erst danach würden sich das Kabinett und der Präsident mit der Angelegenheit befassen. Die neuen Vorschläge würden Russland und Deutschland freuen, zitierte die Zeitung US-Regierungsvertreter. Allerdings könnten sie die Beziehungen zu Osteuropa beeinträchtigen.
Abfangrakete in der Türkei?
Der Prüfungsausschuss will dem
Bericht zufolge nicht eine Empfehlung abgeben, sondern neben dem
ursprünglichen Raketenschild-Plan mehrere Alternativen vorstellen. Dazu
zählten der Verzicht auf einen Standort des von Obamas Vorgänger George W.
Bush angekündigten Raketen-Abwehrsystems in Polen oder Tschechien oder auf
beide. Stattdessen könnten die Abfangraketen und die Radaranlage in der der
Türkei oder in Balkanstaaten stationiert werden. Außerdem könnte eine
Bodenvariante des auf Schiffen installierten Raketen-Abwehrsystems Aegis
SM-3 entwickelt werden.
Wachsende Gefahr aus dem Iran
Möglicherweise werde Obama die
neuen Ideen dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew vorstellen, wenn
dieser im September zu Beginn des neuen Sitzungsjahres der
UN-Vollversammlung nach New York reise, berichtete die "New York Times".
Nach Aussage von US-Regierungsvertretern dienten die Überlegungen für einen
Strategiewechsel aber nicht dazu, Russland zu besänftigen. Vielmehr solle
der wachsenden Gefahr von Angriffen mit Raketen mit mittlerer Reichweite aus
dem Iran Rechnung getragen werden. Russland sieht sich von einem
US-Raketenschild in Osteuropa bedroht, der Streit belastet die Beziehungen
zwischen Washington und Moskau.
Einige Regierungsvertreter in Osteuropa befürchten laut "NYT" nun, dass die US-Regierung die Pläne für Tschechien und Polen aufgeben werde. "Es ist klar, dass Osteuropa für die US-Regierung nicht mehr im Mittelpunkt steht", sagte demnach ein Sprecher des polnischen Außenministeriums. Die Chance, dass Polen wie vereinbart Standort für die US-Raketenabwehr werde, stehe "50 zu 50".