Der iranischen Revolutionsgarden werden als Verbreiter von Massenvernichtungswaffen gebrandmarkt.
Die USA haben ihre Sanktionen gegen den Iran verschärft. Die neuen Maßnahmen richteten sich gegen Teile des Militärs und drei Banken, teilten US-Außenministerin Condoleezza Rice und Finanzminister Henry Paulson am Donnerstag in Washington mit. Dies geschehe zum Schutz von US-Interessen und der US-Bürger.
Keine finanziellen Verbindungen mit US-Bürgern
"Das
bedeutet, dass es keinem US-Bürger und keiner privaten Organisation
gestattet sein wird, finanzielle Verbindungen mit diesen Personen und
Einheiten einzugehen", hieß es weiter in der Erklärung. Während London die
neuen Sanktionen begrüßte, sprach ein iranischer Abgeordneter von einem
"strategischen Fehler".
Revolutionswächter betroffen
Von den neuen Sanktionen sind
die Revolutionswächter (Pasdaran) und ihre Eliteeinheit, die Al-Quds-Truppen
(Jerusalem-Truppen), betroffen. Den Revolutionswächtern wird die Verbreitung
von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, die Al-Quds-Truppen werden als
Unterstützer des Terrorismus gebrandmarkt. Gemeinsam mit den drei Banken
stehen nun mehr als 20 iranische Regierungsbehörden, Banken und
Einzelpersonen auf der schwarzen Liste der USA.
Internationales Finanzsystem schützen
Die Strafmaßnahmen
würden dabei helfen, das internationale Finanzsystem vor den "illegalen
Aktivitäten der iranischen Regierung zu schützen", hieß es in der
US-Erklärung weiter. Sie bedeuteten zudem eine "machtvolle Abschreckung" für
jedes internationale Geldinstitut oder Unternehmen, das mit der iranischen
Regierung Geschäfte machen wolle.
Unterstützung aus London
Ein Sprecher des britischen
Außenministeriums erklärte, London unterstütze die Bemühungen Washingtons,
den Druck auf Teheran zu verstärken. Dagegen sagte der Sprecher des
Außenausschusses im iranischen Parlament, Kazem Jalali, die Entscheidung
werde das Misstrauen zwischen beiden Ländern verstärken. Die
Revolutionswächter seien eine "offizielle Kraft" im Iran; sie zu Terroristen
zu erklären, sei "eine Einmischung in die inneren Angelegenheit eines
souveränen Staates".
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Die Sanktionen seien Teil einer "umfassenden Politik, um den bedrohlichen Verhalten der Iraner entgegenzutreten", sagte Rice. Die USA seien zwar weiter offen für eine Verhandlungslösung, aber der Iran habe leider das Verhandlungsangebot der USA abgelehnt. Stattdessen bedrohe er weiter Frieden und Stabilität, indem er eine Atompolitik verfolge, die zu einer Atombombe führen könne, gefährliche Raketen baue, militante Schiiten im Irak und Terroristen im Irak, Afghanistan, Libanon und den palästinensischen Gebieten unterstütze. Zudem leugne der Iran die Existenz eines Mitgliedslands der Vereinten Nationen und drohe, es von der Landkarte zu beseitigen, sagte Rice mit Bezug auf Israel.
Vorläufiger Schlusspunkt
Die Sanktionen sind der vorläufige
Schlusspunkt scharfer Erklärungen im vergangenen Monat auf beiden Seiten.
Sie schneiden das iranische Militär nicht nur vom amerikanischen
Finanzsystem ab, sondern dürften auch Auswirkungen auf das internationale
Bankensystem haben.
Rice: "Iran größte Herausforderung"
Rice
hatte am Mittwoch bei einer Anhörung vor dem US-Kongress gesagt, der Iran
sei derzeit "vielleicht die größte Herausforderung" für die nationale
Sicherheit der USA. US-Präsident George W. Bush hatte am Vortag davor
gewarnt, dass der Iran bereits vor dem Jahr 2015 eine Langstreckenwaffe
besitzen könne, die Europa und die USA treffen könnte. In der Vorwoche hatte
er vor einem "Dritten Weltkrieg" gewarnt, sollte der Iran in den Besitz
einer Atombombe gelangen.
Deutscher Außenminister trifft Atomunterhändler
Der
deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wollte noch am
Donnerstag in Hamburg mit dem neuen iranischen Atomunterhändler Said Jalili
zusammentreffen. An der Begegnung werde auch Jalilis Vorgänger Ali Larijani
teilnehmen, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes mit. Das Treffen
sei auf Nachfrage der iranischen Seite zustande gekommen, berichtete die
"Financial Times Deutschland" (Freitagsausgabe).
Keine neuen Lösungen zum Atomstreit erwartet
Das
Außenministerium erwarte allerdings keine neuen Vorschläge zur Lösung des
Atomstreits, hieß es in dem Bericht. Für Steinmeier gehe es darum, die
Position der sogenannten Iran-Sechsergruppe klar zu machen. Die sechs Länder
USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien, Deutschland hatten dem
Iran Ende September mit weiteren Sanktionen gedroht, wenn er im Atomstreit
nicht einlenkt.