Die US-Journalistin war im Iran zu acht Jahren Haft verurteilt worden - in einem nach westlichen Standards eher merkwürdigen Prozess.
Die Verurteilung einer amerikanischen Journalistin im Iran unter dem Vorwurf der Spionage für die USA belastet die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Washington und Teheran weiter. Die 31-jährige Roxana Saberi war zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Das Weiße Haus betrachte das Urteil als einen "Rückschlag" in den Bemühungen von US-Präsident Barack Obama um eine Verständigung mit Teheran, sagte der außenpolitische Berater Obamas, Denis McDonough. Der Präsident sei über das Urteil "tief enttäuscht" und "sehr besorgt".
Vor Geständnis eingeschüchtert
Das Gericht hatte den
Fall am Montag hinter verschlossenen Türen verhandelt. Wie der Vater der
Journalistin sagte, hatte Saberi davor ein falsches Geständnis abgelegt, um
freigelassen zu werden. Sie sei eingeschüchtert worden. Die Reporterin, die
auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, war vor rund vier Monaten
festgenommen worden und sitzt seither im berüchtigten Ewin-Gefängnis in
Teheran.
Wein oder Spionage
Zunächst lautete der Vorwurf, sie habe
versucht, eine Flasche Wein zu kaufen, was in der Islamischen Republik
verboten ist. Später wurde ihr vorgeworfen, unter dem Deckmantel ihrer
journalistischen Arbeit für die USA spioniert zu haben. Saberi arbeitete für
den öffentlichen amerikanischen Radiosender National Public Radio (NPR), für
den US-Fernsehsender Fox News und die britische BBC. Ihre Akkreditierung als
Reporterin im Iran war nach iranischen Angaben aber 2006 abgelaufen.
USA verlangen Freilassung
Auch US-Außenministerin Hillary Clinton
erklärte, sie sei "zutiefst enttäuscht". Sie hatte bereits Ende März bei
einer Afghanistan-Konferenz in Den Haag den Iranern einen Brief übergeben,
in dem die Freilassung Saberis verlangt wurde. Washington bemühe sich
derzeit, Einzelheiten der Gerichtsentscheidung zu erhalten und für das
Wohlergehen der Verurteilten zu sorgen, so die US-Chefdiplomatin.
"Schockierendes Fehlurteil"
Saberis Anwalt wird das
Urteil anfechten. Ihr Vater Reza Saberi zeigte sich schockiert, die Familie
hatte ihm zufolge mit einer Begnadigung nach sechs Monaten Haft gerechnet.
US-Senator Byron Dorgan aus Saberis Heimatstaat North Dakota sprach von
einem "schockierenden Fehlurteil". Er werde nicht ruhen, bis Saberi in die
USA zurückkehren könne.
"Schwer und ungerecht"
Die Pressefreiheits-Organisation
Reporter ohne Grenzen verurteilte die Strafe und nannte die lange Haftdauer
"schwer und ungerecht". Saberi habe bei ihrer einzigen Anhörung im Prozess
keinen Verteidiger an ihrer Seite haben dürfen. Auch die BBC reagierte
betroffen auf das "harte Urteil". Die iranischen Behörden hätten keine
Beweise für die Spionagevorwürfe vorgelegt. NPR-Chefin Vivian Schiller
forderte den Iran auf, "Mitgefühl" zu zeigen und Saberi sofort freizulassen.
Das Urteil kommt zu einer Zeit, in der sich US-Präsident Obama um eine Verbesserung des seit Jahrzehnten belasteten Verhältnisses der beiden Länder zueinander bemüht. Ende März hatte er dem Iran einen Neubeginn in den Beziehungen angeboten.