Ex-Außenminister
Vajgl attestiert Slowenien keine Glaubwürdigkeit
28.01.2008
Dem jetzigen Außenminister Rupel wird von seinem Amtsvorgänger vorgeworfen, er gehe "leichtfertig" mit wichtigen diplomatischen Fragen um.
Der frühere slowenische Außenminister Ivo Vajgl geht in der Debatte um die angebliche Servilität Laibachs gegenüber Washington im Kosovo-Konflikt hart mit der Diplomatie des EU-Ratsvorsitzlandes ins Gericht. Slowenien habe, "wenn es um sehr ernste Themen geht, keine Glaubwürdigkeit, oder kann sie sich nur sehr schwer verschaffen", sagte Vajgl am Montag dem Internetportal des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTV Slovenija.
Gespräch mit US-Diplomat
Vorige Woche war das Protokoll
eines Gesprächs zwischen slowenischen und US-amerikanischen
Spitzendiplomaten in Washington bekanntgeworden, das den Eindruck erweckt,
Laibach handle in der Kosovo-Frage auf Geheiß der Vereinigten Staaten. So
lobt der stellvertretende US-Außenminister Daniel Fried den slowenischen
Außenminister Dimitrij Rupel für dessen "starke Aussage" zum Kosovo und
kündigt an, er werde US-Außenministerin Condoleezza Rice vorschlagen, sie
möge Rupel dazu gratulieren. Außerdem erhält der politische Direktor im
slowenischen Außenamt, Mitja Drobnic, genaue Informationen zur konkreten
Vorgangsweise bei der Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo, verbunden
mit dem Ratschlag, Slowenien möge diesen Schritt doch als erstes Land tun.
Begegnet Slowenien die USA auf Augenhöhe?
"Slowenien muss
sich fragen, ob es in den Gesprächen mit den USA gleichberechtigt auftritt
oder nur ein Briefkasten für Wünsche, Anleitungen und Forderungen ist",
kommentiert Vajgl den Inhalt des Protokolls. Vajgl, der im Jahr 2004 einige
Monate lang slowenischer Chefdiplomat war und danach bis Ende des Vorjahres
außenpolitischer Berater von Staatspräsident Janez Drnovsek, gilt als
erbitterter Gegner des jetzigen Außenministers Dimitrij Rupel. Der frühere
slowenische Botschafter in Berlin und Wien ist in der neuen linksliberalen
Partei "Zares" aktiv und gilt als Anwärter auf den Posten des
Außenministers, sollten die Linksparteien die slowenische Parlamentswahl im
Herbst gewinnen.
"Leichtfertiger Umgang mit bedeutenden Dingen"
Es gehe
bei der Affäre nicht um die Veröffentlichung des Dokuments, sondern eher um
den Inhalt, der darauf hindeute, "dass die slowenische Diplomatie unter
diesem Minister etwas leichtfertig mit für Slowenien sehr bedeutenden Dingen
umgeht", sagte Vajgl. "Über solch einen Inhalt kann man nur auf höchster
politischer Ebene sprechen, darüber kann ein Minister mit einem Minister
sprechen und dann gibt es keine Gefahr, dass diese Dinge über ein Papier
durchsickern könnten", sagte Vajgl, der Außenminister Dimitrij Rupel
aufforderte, die Verantwortung für die Affäre zu übernehmen. Schließlich
zeuge sie davon, dass im Ministerium "eine ungesunde Atmosphäre" herrsche.
Diplomaten verurteilen Veröffentlichung des Protokolls
339
slowenische Diplomaten unterzeichneten indes eine Erklärung, in der sie das
Bekanntwerden des Protokolls, "das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt
war", verurteilten. "Zur Veröffentlichung hätte es nicht kommen können ohne
die Unaufrichtigkeit von einigen Mitarbeitern des Außenministeriums, die
offenkundig genug haben von der konstruktiven Arbeit für den slowenischen
Staat", heißt es laut Aussendung des Außenministeriums vom Montag in der
Erklärung.
Der slowenischen Diplomatie, Slowenien und seinem Ratsvorsitz sei Schaden
entstanden, weil ausländische Diplomaten ihren slowenischen Kollegen künftig
möglicherweise nicht mehr so offen und aufrichtig begegnen werden. "Wir
lehnen leichtsinniges Hantieren mit diplomatischen Dokumenten ab und
verpflichten uns, dass wir uns auch weiterhin für den guten Ruf unseres
Berufs und das Ansehen Sloweniens einsetzen werden", heißt es in der auch
vom slowenischen Botschafter in Wien, Ernest Petric, unterzeichneten
Erklärung.