Der neue Außenminister des Vatikans sagt, der Papst habe niemals die „Werte des Islam“ in Frage stellen wollen.
Vor dem Hintergrund massiver Proteste in der muslimischen Welt wegen der Papst-Äußerungen zum Islam hat der Vatikan den "Dialog der Kulturen" als Hauptanliegen Benedikts XVI. bezeichnet. Der neue " Außenminister" des Heiligen Stuhls, Monsignore Dominique Mamberti, sagte am Freitagabend, "der Papst hat ganz klar gesagt, dass er einen Dialog zwischen den Kulturen und Religionen will". Benedikt habe niemals die "Werte des Islam" in Frage stellen wollen, sagte Mamberti in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum dem staatlichen italienischen Fernsehen.
Protest gegen die Papst-Rede
Die Äußerungen des Papstes auf seiner Bayernreise waren in vielen Städten in der muslimischen Welt auf Ablehnung und Protest gestoßen. Die islamischer Konferenzorganisation OIC, der 57 muslimisch geprägte Staaten angehören, sprach von einer " Verleumdungskampagne" gegen den Islam und den Propheten Mohammed. Auch die einflussreiche Moslem-Bruderschaft in Ägypten hat die islamische Welt zum Protest gegen den Papst aufgerufen und eine Entschuldigung gefordert. Ebenso will das staatliche türkische Religionsamt eine Entschuldigung von Benedikt XVI. In Ankara wird sogar der Ruf nach einer Absage des Türkei-Besuches des Papstes im November laut.
Auch Vertreter der Moslems in Deutschland zeigten sich irritiert über die Aussagen des Kirchenoberhaupts, der sich mit Blick auf den Islam gegen religiöse Gewalt und für eine Verbindung von Glauben und Vernunft eingesetzt hatte. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, warf ihm vor, diese Aussagen seien kein Beitrag zum Dialog der Religionen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat die Äußerungen von Benedikt XVI. hingegen verteidigt. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Papst vor Kritik in Schutz genommen.
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Papst wollte zu Ablehnung von Gewalt aufrufen
Das katholische Kirchenoberhaupt hatte in einem Vortrag an der Universität Regensburg am Dienstag einen Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos und einem gelehrten Perser aus dem Jahr 1391 zitiert, in dem der Kaiser über Mohammed gesagt hatte: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten." Der Papst verwendete die Aussage des Kaisers in dem Zusammenhang, zu einer Ablehnung der Glaubensverbreitung durch Gewalt aufzurufen.
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Anschlag als Reaktion auf Papst-Rede
Palästinenser haben am Freitag als Reaktion auf kritische Äußerungen des Papstes zum Islam einen Sprengstoffanschlag auf eine Kirche im Gazastreifen verübt. Vor dem Eingang einer römisch-orthodoxen Kirche in Gaza sei eine selbst gebaute Bombe gezündet worden, die Sachschaden angerichtet habe, teilte die Polizei mit. Zudem haben Unbekannte in Gaza in der Nähe der ältesten Kirche der Stadt eine Granate gezündet, die vor dem Büro einer christlichen Jugendgruppe explodierte, aber niemanden verletzte. In Gaza fanden am Nachmittag Protestkundgebungen gegen Benedikt XVI. statt.
Moslems in Österreich "befremdet"
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich hat an beide Seiten appelliert, " Dialogfähigkeit" zu zeigen und sich gegen die "Abgrenzung der eigenen Religion" einzusetzen. Teile der Papst-Rede hätten aber bei Muslimen "Befremden" ausgelöst, hieß es.
Islam-Vertreter befürchtet Ausschreitungen
Anas Shakfeh, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), befürchtet weltweite Ausschreitungen aus Protest gegen die Worte Papst Benedikts XVI. über den Islam. "Wir haben die Befürchtung, dass es weltweit zu Ausschreitungen kommen wird. Und auch wenn wir dies nicht wünschen, so sind dies doch sehr realistische Befürchtungen", sagte Shakfeh einer österreichischen Tageszeitung. Er glaubt aber eher nicht, dass es auch in Österreich Gewalttätigkeit geben werde. Sollte sich so etwas abzeichnen, "werde ich mich nach Kräften dagegen sträuben ".