Anti-Drogen-Einsatz
Venezuela protestiert gegen US-Luftraumverletzung
20.05.2008
Nachdem die US-Marine einen Einsatz über Curaçao geflogen hatte, wurde dem US-Botschafter nun offiziell eine Protestnote übergeben.
Die Verletzung des Luftraums über Venezuela durch ein US-Militärflugzeug sorgt in dem südamerikanischen Land weiter für Aufregung. Außenminister Nicolás Maduro übergab US-Botschafter Patrick Duddy am Dienstag (Ortszeit) in Caracas eine Protestnote. Die Erklärungen des Botschafters hätten die venezolanische Regierung nicht zufriedengestellt, sagte Maduro. Der Botschafter habe im Namen der US-Regierung aber wenigstens zugesagt, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen werde.
Washington fordert Kampf gegen Drogen
Botschafter Duddy, der von
Maduro ins Außenministerium zitiert worden war, erklärte nach dem Treffen,
Washington fordere von der Regierung des linkspopulistischen
Staatspräsidenten Hugo Chávez mehr Zusammenarbeit im Kampf gegen
Drogenhandel. Maduro entgegnete, nach der Kündigung der Kooperation mit der
US-Antidrogenbehörde DEA im Jahr 2005 habe Venezuela eine eigene
Antidrogenpolitik entwickelt. "Die Sicherstellungen von Rauschgift haben
hier zugenommen. Vor 5, 10 oder 15 Jahren war das ganz anders, weil die
Region damals noch vor den USA niederkniete", sagte Maduro.
"Versehentliche" Luftraumverletzung
Ein
Aufklärungsflugzeug der USA war am Samstag bei einem Einsatz gegen
Drogenschmuggler vor der Karibikinsel Curacao in den Luftraum Venezuelas
eingedrungen. Auf der zu den Niederländischen Antillen gehörenden Insel
unterhält die US-Luftwaffe einen Stützpunkt. Die US-Regierung
räumte die Luftraumverletzung am Montag ein. Diese sei aber vermutlich
versehentlich geschehen, teilte das US-Außenministerium in Washington mit.
Dem Piloten sei ein Navigationsfehler unterlaufen, den er umgehend den
venezolanischen Behörden mitgeteilt habe.
Linksnationalist Chávez ist ein erklärter Gegner der USA. Er wirft dem "Imperium" vor, die Lage in Venezuela destabilisieren zu wollen. Venezuelas Verteidigungsminister Gustavo Rangel hatte erklärt, die US-Maschine habe die Insel La Orchila nordöstlich von Caracas überflogen. Dort befindet sich ein Stützpunkt des venezolanischen Militärs sowie eine Villa von Präsident Chávez.
Venezuelas Fluglotsen leisteten Hilfe
Die von den USA geleitete
und gegen den internationalen Drogenschmuggel in der Karibik tätige Joint
Interagency Task Force South würdigte unterdessen die Unterstützung durch
die venezolanischen Fluglotsen. Dadurch habe die S-3 Viking wieder in den
internationalen Luftraum fliegen können, hieß es. Die S-3-Viking-Flugzeuge
mit zwei Triebwerken waren ursprünglich als Kampfmaschinen gegen U-Boote
konzipiert. Heute dienen sie vor allem zur Seeüberwachung und als
Tankflugzeuge. Einige wurden auch zu Spionageflugzeugen umgebaut.
Der Vorfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt erhöhter Spannungen zwischen Venezuela und den USA sowie deren Verbündeten Kolumbien. Die kolumbianische Armee hatte am 1. März ein Lager der linksgerichteten FARC-Guerilla in Ecuador angegriffen und dabei die Nummer zwei der FARC, Raúl Reyes, getötet. Der Angriff auf fremdem Territorium hatte zu einer Krise in Kolumbiens Beziehungen zu Venezuela sowie Ecuador geführt.
Die kolumbianische Regierung vertritt die Ansicht, dass bei dem Angriff sichergestellte Computerdateien eine Zusammenarbeit Venezuelas und Ecuadors mit den FARC-Rebellen belegen. Demnach soll Venezuelas Präsident Hugo Chávez sie mit Geld und Waffen unterstützt und der ecuadorianische Präsident Rafael Correa Geld von der FARC-Guerilla für seinen Wahlkampf genommen haben. Am vergangenen Samstag protestierte die venezolanische Regierung offiziell dagegen, dass kolumbianische Soldaten auf venezolanisches Staatsgebiet vorgedrungen seien. Kolumbien bestreitet dies, doch Venezuela will es anhand von Fotos beweisen.