60 Stunden hielten die Attentäter mit Hilfe von Kokain bei ihrer Gewaltorgie in Bombay durch. Muslime verweigeren ihre Bestattung.
Nach den brutalen Anschlägen von Bombay konnte nur einer der Terroristen lebend gefasst werden. Jetzt taucht ein Handy-Video der Verhaftung auf. Wütende Menschen traten und schlugen wie von Sinnen auf den Terroristen ein.
Terroristen waren voll mit Kokain
Mehr als 60 Stunden kämpften
die Terroristen von Bombay, schossen um sich, zündeten immer wieder
Granaten. Durchhalten konnten sie die Gewaltorgie mit Hilfe von Drogen. An
den Anschlagsorten in Bombay fanden die Ermittler Drogen, berichtete der
britische "Daily Telegraph".
Spuren von LSD und Kokain seien festgestellt worden, auch im Blut der Terroristen seien Aufputschmittel nachgewiesen worden, sagten indische Behördenvertreter. Zudem hätten sich die Angreifer, die wohl in Pakistan trainiert wurden, durch Steroide in Form gebracht. Einer der Terroristen habe trotz einer lebensbedrohlichen Infektion weiter gekämpft.
Drahtzieher entlarvt
Die indische Polizei geht laut einem
US-Zeitungsbericht davon aus, dass einer der Chefs der pakistanischen Gruppe
Lashkar-e-Taiba der Drahtzieher der Anschläge von Bombay (Mumbai) gewesen
ist. Wie das "Wall Street Journal" am Dienstag unter Berufung auf ungenannte
Polizeiquellen berichtete, soll Yusuf Muzammil per Satelliten-Telefon zwei
Tage vor den Attacken mit den Angreifern gesprochen haben.
In einem weiteren Telefon, das in einem entführten Fischerboot gefunden wurde, sollen zudem sein Name sowie die Namen von vier weiteren Rebellenführern gespeichert gewesen sein. Von der indischen Polizei war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Wusste die indische Regierung bescheid?
Die indische Regierung
gerät unterdessen immer stärker unter Druck, weil sie die Anschlagsserie
womöglich hätte verhindern können. So soll der Geheimdienst bereits im
September von der Anschlagsplanung informiert gewesen sein. Auch die
US-Regierung habe indische Stellen vor einem Terrorangriff auf Bombay
gewarnt haben, wie am Dienstag aus Regierungskreisen in Washington
verlautete.
Bestattung verweigert
Muslimische Organisationen in Bombay
verweigern den getöteten Angreifern die letzten Riten und die Bestattung auf
muslimischen Friedhöfen. "Das Töten Unschuldiger ist gegen den
Islam", sagte der Präsident der muslimischen Vereinigung
Dawat-i-Islami, Hamid Abdul Razzak. Die Terroristen hätten Schande über die
Muslime in Indien gebracht. "Für sie gibt es in unseren Herzen und auf
unseren Friedhöfen keinen Platz."
Nach muslimischer Sitte müssen Leichen, die von niemandem beansprucht werden, binnen drei Tagen auf dem nächsten muslimischen Friedhof beerdigt werden.
In Pakistan ausgebildet
Die Attentäter sind nach Angaben
indischer Sicherheitskreise monatelang in Pakistan ausgebildet worden. Der
einzige festgenommene Täter habe ausgesagt, dass die Gruppe ihre Befehle aus
dem Nachbarland erhalten habe, sagten führende Ermittler am Montag. Das
Training in Pakistan sei von der Extremisten-Organisation Lashkar-e-Toiba
unter Führung eines früheren pakistanischen Armeeangehörigen organisiert
worden.
Die Extremistengruppe soll nach Erkenntnissen von Sicherheitsexperten in der Vergangenheit Verbindungen zum pakistanischen Militärgeheimdienst gehabt haben. Indien hat der pakistanischen Regierung zwar nicht direkt eine Beteiligung an den Anschlägen vorgeworfen. Die Regierung in Neu-Delhi hat aber wiederholt ihren Ärger darüber kundgetan, dass Pakistan offenbar unwillig oder unfähig sei, Anschläge in indischen Städten zu unterbinden.
Rice kommt nach Indien
US-Außenminister Condoleezza Rice
forderte Pakistan zur uneingeschränkten Zusammenarbeit bei der Aufklärung
der Anschläge auf. Rice wird am Mittwoch in Indien erwartet, um zu
versuchen, die Spannungen zwischen den beiden über Atomwaffen verfügenden
Ländern abzubauen. Pakistan hat Indien unterdessen aufgefordert, nach den
Anschlägen keine Konfrontation zu suchen. Extremisten hätten die Macht, in
der südasiatischen Region Krieg zu entfesseln, mahnte der pakistanische
Staatspräsident Asif Ali Zardari in einem am Montag veröffentlichten
Interview mit der Londoner "Financial Times". Die verfeindeten
Nachbarn dürften sich auf diese Provokation keinesfalls einlassen. "Wir
müssen zusammenstehen, um diese Gefahr zu bannen", betonte
Zardari, dessen Frau Benazir Bhutto im vergangenen Jahr bei einem Attentat
in Rawalpindi ums Leben gekommen war.
Durchsuchung des "Taj Mahal"-Hotels beendet
Zwei
Tage nach der Erstürmung des Taj-Mahal-Hotels haben die Sicherheitskräfte in
Bombay (Mumbai) die Durchsuchung des Gebäudes beendet. In den 565 Zimmern
des Hauses wurde in erster Linie nach versteckten Sprengfallen gefahndet.
Außerdem befürchteten die Behörden, auf weitere Leichen zu stoßen.
Damit sei nun aber nicht mehr zu rechnen, sagte ein Sprecher der Regierung
des Staates Maharashtra am Montag. Die Zahl der Toten bezifferten die
Behörden unterdessen auf 172, weitere 239 Menschen wurden bei den
Terrorangriffen der vergangenen Woche verletzt.
Fotos: (c) Reuters