Von dem vor fünf Wochen in Afghanistan entführten 62-jährigen deutschen Ingenieur Rudolf Blechschmidt gibt es ein neues Lebenszeichen.
Der 62-Jährige wirkt krank, er hält sich die Brust, während er von einem Hustenanfall geschüttelt wird. Blechschmidt erklärt auf Deutsch und auf Englisch unter anderem, dass er sich auf rund 3.000 Meter Höhe in den afghanischen Bergen befinde. Mit ihm seien auch mehrere Afghanen von den Taliban gefangen genommen worden.
Medikamente reichten nur noch drei Tage
"Ich bin in einer
sehr schlechten Verfassung", sagt Rudolf B. in der Aufzeichnung auf
Deutsch. Seine Medikamente reichten nur noch drei Tage, und die Zeit laufe
aus. Die Taliban versuchten, mit der afghanischen Regierung und auch der
Botschaft zu verhandeln, aber irgendetwas scheine dabei "schiefzugehen".
Ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes sagte, der Krisenstab werte das
Video detailliert aus. Zu Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.
Zwei Minuten langes Band
Auf dem knapp zwei Minuten langen Band
sind auch vier Afghanen zu sehen, bei denen es sich offenbar um die vier
Begleiter von Rudolf B. handelt, die mit ihm gemeinsam am 18. Juli entführt
wurden. Der Deutsche erklärt in dem Video, von dem nicht bekannt war, wann
es aufgenommen worden war, die Taliban versuchten, mit der afghanischen
Regierung zu verhandeln, was diese aber ablehne. Die Taliban wollten auch
Kontakt mit der deutschen Botschaft aufnehmen. Die Zeit sei aber bald
abgelaufen, und dann wollten die Taliban ihn und mit ihm verschleppte
Afghanen töten.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte auf Nachfrage, der Krisenstab werte das Video sorgfältig aus. Er bemühe sich weiterhin sehr intensiv um die Freilassung der Geisel.
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Zwei Wochen nach der Entführung des Ingenieurs war das erste Video mit Aufnahmen der Geisel aufgetaucht. Der arabische Sender Al Jazeera strahlte am 31. Juli den Film aus, der den Deutschen in einer Bergregion zeigt, umgeben von mehreren maskierten Taliban-Kämpfern. Einige von diesen tragen Gewehre und Abschussgeräte für Granaten. Die bewegten Bilder enthielten jedoch keinen Ton. Al Jazeera berichtete, die Geisel habe an die deutsche Regierung appelliert, seine Freilassung zu erreichen. Auch habe er Deutschland und die USA aufgefordert, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
Vergangenen Sonntag berichteten ARD-Reporter in Afghanistan, sie hätten telefonischen Kontakt zu Blechschmidt gehabt. Er habe über eine Verschlechterung seines Gesundheitszustands gesprochen und die deutsche Botschaft in Kabul aufgefordert, mehr Druck auf die Entführer auszuüben. Er frage sich, warum nicht endlich Lösegeld gezahlt werde, sagte die Geisel laut ARD.
Der Ingenieur war zusammen mit dem Kollegen Rüdiger Diedrich in der Provinz Wardak verschleppt worden. Diedrich hatte später in der Gefangenschaft einen Schwächeanfall erlitten und war erschossen worden.
Taliban forderten Deal
Zuvor hatten die radikalislamischen
Taliban für die Freilassung des in Afghanistan entführten Deutschen erneut
einen Gefangenenaustausch gefordert. Der Ingenieur Rudolf B. könne
freikommen, wenn die afghanische Regierung zehn inhaftierte Taliban-Kämpfer
freilasse, sagte am Mittwoch Taliban-Sprecher Sabihullah Mujahed in einem
Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP.