Dragan Karadzic bestreitet, dass der mutmaßliche Kriegsverbrecher ein ganzes Netzwerk an Helfern gehabt hat.
"Ich war der einzige Helfer", behauptet Dragan Karadzic, ein Neffe des am Montag festgenommenen mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic. "Nur ich habe gewusst, dass hinter der Identität von Dragan Dabic der ehemalige Präsident der Republika Srpska steckte", beteuerte der Sohn vom Karadzic' Bruder Luka am Samstag.
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Ständig in Verstecken
Dragan Karadzic zufolge soll sich der
frühere Serbenführer die ganze Zeit in Belgrad und anderen Teilen von
Ex-Jugoslawien versteckt haben. Er soll weder einen Reisepass gehabt, noch
Auslandsreisen unternommen haben. Die beiden Männer hätten nur miteinander
telefoniert, so Dragan. Und er habe seinen Onkel mit Proviant versorgt, weil
dieser - bis vor einem Jahr - die vom Neffen gemieteten vier oder fünf Wohnungen
nie verlassen hat.
Wieviele Helfer?
Von den Behörden wurden die Angaben des Neffen
nicht kommentiert. Möglicherweise will er damit die Aufmerksamkeit vom Netz
der Helfer ablenken. Gegenüber seinem Anwalt beteuerte Karadzic
nämlich, keine Helfer gehabt zu haben. Seinen einstigen Militärchef Ratko
Mladic, ebenfalls ein flüchtiger Haager Angeklagte, soll er 1997 zuletzt
gesehen haben. Von der Staatsanwaltschaft in Sarajevo sind rund 100 Personen
als vermeintliche Helfer unter die Lupe genommen worden.
Berief gegen Auslieferung
Der Anwalt von Radovan Karadzic, hat am
Freitagabend gegen den Beschluss eines Belgrader Gerichts Berufung
eingelegt, wonach alle Voraussetzungen für die Überstellung des mutmaßlichen
Kriegsverbrechers an Den Haag erfüllt sind.
Tribunal gelassen
Beim Kriegsverbrechertribunal nimmt man es
locker. "Wir haben keinen Grund zur Eile, nachdem wir dreizehn Jahre
lang auf ihn gewartet haben", so der Sonderstaatsanwalt für
Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic. Seiner Ansicht nach wird die Berufung
den Auslieferungsprozess nur "für kurze Zeit" verzögern.
Besaß Raiffeisenkonto
Der berühmt-berüchtigte Ex-Präsident
der bosnischen Republika Srpska soll auch ein Konto bei der Raiffeisenbank
in Serbien besessen haben. Bei seiner Festnahme hatte Karadzic neben dem
Personalausweis auf den Namen "Dragan Dabic" auch eine
Raiffeisen-Bankkarte auf denselben Namen bei sich. Sowohl Ausweis als auch
Karte wurden sichergestellt.
Karadzic alias "Seelenforscher" Dabic hatte das Bankkonto vor einigen Monaten eröffnet, um es zehn Tage vor der Festnahme wieder zu schließen.
Karadzic in Wien
Im Mai 2007 hatten Einsatzkräfte der
Anti-Terror-Einheit Cobra im Zuge einer Aktion in Wien einen Mann
angetroffen, der ihnen einen auf "Petar Glumac" lautenden
kroatischen Reisepass gezeigt habe. Laut Innenministerium "verdichten
sich die Indizien", dass dieser Mann Karadzic war.