Zwei Wochen nach der Terrorserie von Bombay haben Sicherheitskräfte in Pakistan in Islamabad einen weiteren Terrorverdächtigen gefasst.
Premierminister Yousaf Raza Gilani sagte am Mittwoch, neben dem Chef der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba (LeT), Zaki-ur-Rehman Lakhwi, sei nun auch der angebliche Kommunikationschef der Organisation, Zarar Shah, festgenommen worden. Die LeT wird von Indien für die Terrorangriffe im westindischen Bombay verantwortlich gemacht, der mehr als 170 Menschen zum Opfer fielen.
Spannungen zwischen Indien und Pakistan
Die Spannungen zwischen
Indien und Pakistan dauerten unterdessen an. Nach einem unbestätigten
indischen Medienbericht, wonach die Alarmstufe der indischen Luftwaffe
hochgesetzt worden sein soll, stiegen am Mittwoch über der pakistanischen
Hauptstadt Islamabad Kampfflugzeuge auf. Die pakistanische Luftwaffe sei
dazu bereit, das Land zu verteidigen, sagte ein Luftwaffensprecher. "Wir
beobachten die aktuelle Lage." Der indische Nachrichtensender CNN-IBN
hatte berichtet, die indische Luftwaffe sei in den Bereitschaftsstatus "Passive
Luftverteidigung" versetzt worden. CNN-IBN machte keine Angaben dazu,
wann das geschehen sein soll.
30 Männer ausgebildet
Die Vernehmungen des einzigen
überlebenden Extremisten hätten ergeben, dass insgesamt 30 Männer gemeinsam
eine hoch spezialisierte Kampfausbildung durchlaufen hätten, zitierte die "New
York Times" am Mittwoch auf ihrer Internetseite den Vize-Polizeichef
von Bombay, Deven Bharti. Teil ihres Trainings sei auch der Kampf zur See
gewesen. Indien habe zwar keinen Grund anzunehmen, dass sich die übrigen 20
Männer noch in dem Land aufhielten. Dies sei aber nicht auszuschließen,
sagte Bharti weiter. Bei dem dreitägigen Sturmlauf durch die größte indische
Stadt hatten die zehn Attentäter Ende November 171 Menschen getötet.
Harte dreimonatige Sonderausbildung
Am Ende des
Trainingsprogramms hätten die Anführer der pakistanischen Extremistengruppe
Lashkar-e-Taiba zehn Männer für die Anschläge in Bombay ausgewählt und von
der Gruppe getrennt. Diese seien dann in ein abgelegenes Haus gebracht und
dort weitere drei Monate ausgebildet worden. Unmittelbar vor den Anschlägen
habe Lashkar-e-Taiba sie in Zweiergruppen aufgeteilt und ihnen ein Ziel in
der Finanzmetropole zugewiesen. Keine Gruppe habe mit einer anderen darüber
sprechen dürfen, sagte Bharti weiter.
Jamaat-ud-Dawa soll auf Terrorliste
Der indische Minister für
auswärtige Angelegenheiten, E. Ahamed, forderte unterdessen den
UN-Sicherheitsrat auf, die pakistanische Untergrundgruppe Jamaat-ud-Dawa auf
ihre Terrorismusliste zu setzen. Die Gruppe gilt als Speerspitze der
Lashkar-e-Taiba, die vor allem in dem zwischen beiden Ländern umstrittenen
Gebiet Kaschmir aktiv ist und auch für einen Anschlag auf das indische
Parlament verantwortlich gemacht. Dieser hatte die beiden atomar bewaffneten
Rivalen 2001 beinahe an den Rand ihres vierten Krieges gebracht.
Drahtzieher wirklich in Haft
Unterdessen wurde bestätigt, die
beiden mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge seien in Pakistan in Haft. Das
bestätigte am Mittwoch Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani. Zaki-ur-Rehman
Lakhvi und Zarar Shah seien in Gewahrsam der pakistanischen Behörden und
würden vernommen. Die Behörden hatten schon zuvor bekanntgegeben, dass
Lakhvi am Sonntag bei einer Razzia in einem Ausbildungslager militanter
Islamisten an der Grenze zu Indien festgenommen wurde.