Horrorszenarien
Weltklimareport zeichnet düstere Zukunft
17.11.2007
Für UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sind die Szenarien so angsterregend wie ein Science-Fiction-Film.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die politischen Führer der Welt eindringlich aufgerufen, die Gefahren des Klimawandels schnellstmöglich und mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen. "Die Nachricht kann nicht einfacher sein", sagte er bei der Präsentation der Zusammenfassung des diesjährigen Weltklimareportes am Samstag in Valencia. "Die Gefahren sind real und können einfach bekämpft werden."
Prozess soll bei Konferenz im Dezember beginnen
Dieser Prozess
müsse noch im Dezember bei der UN-Klimakonferenz auf Bali beginnen. Dort
solle ein Weg zur Reduktion der Treibhausgase starten, dem alle Länder
zustimmen könnten, sagte Ban. Diese Verhandlungen müssten bis 2009
abgeschlossen sein, verlangte er. "Es gibt keine Zeit mehr zu verschwenden.
Die Forscher haben klar und einstimmig gesprochen." Dies erwarte er nun auch
von den Politikern. Die Klimakonferenz auf Bali müsse politische Antworten
auf die wissenschaftlichen Ergebnisse geben.
Treibhausgase bis 2015 bremsen
Der Chef des UN-Klimarates IPCC,
Rajendra Pachauri, sagte, dass nur noch bis zum Jahr 2015 Zeit bleibe, die
Freisetzung der Treibhausgase zu bremsen. Dann aber müsse das Maximum des
Ausstoßes spätestens erreicht sein. "Glücklicherweise hat die Menschheit
einige Möglichkeiten, zu handeln." Zugleich warnte er: Selbst wenn die
Konzentration von Kohlendioxid (CO2) auf dem Stand von heute bliebe, werde
das den Meeresspiegel auf Jahrhunderte hinaus nicht stabilisieren. Zudem
hätten sich seit den 1970er Jahren die Dürregebiete vergrößert. Der neue
Bericht nenne als besonders gefährdete Regionen unter anderem die großen
Flussdeltas Asiens und Afrikas. 20 bis 30 Prozent der bekannten Arten seien
in Gefahr, auszusterben, sagte Pachauri. UN-Generalsekretär Ban betonte:
"Die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so angsterregend wie ein
Science-Fiction-Film."
USA begrüßen Klimabericht
Die USA begrüßten den
Klimabericht. "Wir haben eine sehr ausgewogene Position erreicht", meinte
die US-Delegationsleiterin bei den Verhandlungen des Weltklimarates, Sharon
Hayes. Kritiker hatten den USA vorgehalten, sie hätten bei den Verhandlungen
in Valencia versucht, den Klimabericht zu verwässern. Der Verantwortliche
für Umweltpolitik im Weißen Haus, Jim Connaughton, betonte, dass rasches
Handeln notwendig sei. Allerdings nannte er keine konkreten Zahlen oder
Daten beim Vorgehen gegen die Erderwärmung.
Jeder Bürger wichtig
Mit Blick auf das mit Grafiken,
Fußnoten und Daten eng beschriebene, 23-seitige Dokument sagte der Chef des
UN-Umweltprogramms Achim Steiner, dass es nun ultimativ auf jeden einzelnen
Bürger ankomme, die darin genannten Möglichkeiten zur CO2-Verringerung
umzusetzen.
Greenpeace besorgt
Nach Ansicht der Umweltorganisation Greenpeace
gibt der Report Grund zur Besorgnis. "Wer sich jetzt noch weigert die
CO2-Notbremse zu ziehen, setzt das Leben unzähliger Menschen und Tiere aufs
Spiel. Ausreden lässt dieser Bericht nicht mehr zu", sagte
Greenpeace-Klimaexpertin Gabriela von Goerne. Zusammen mit der
Umweltstiftung WWF forderte Greenpeace, die Staatengemeinschaft solle in den
kommenden zwei Jahren ein Klimaschutzpaket vereinbaren, das Industrieländer
verpflichtet, ihre Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um mindestens 30 Prozent
im Vergleich zu 1990 zu verringern.
Friedensnobelpreis für IPCC
Für seine Verdienste um den
Schutz des Klimas erhält der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on
Climate Change) am 10. Dezember den Friedensnobelpreis 2007. Das
ehrenamtlich tätige Forschergremium fasst die weltweiten wissenschaftlichen
Daten zum Klimawandel zusammen. So deutlich wie nie zuvor haben die drei
Teile seines insgesamt 4. Klimareportes in diesem Jahr gezeigt, dass der
Mensch die Hauptschuld an der Erwärmung des Klimas um bisher rund 0,7 Grad
Celsius seit dem Beginn der Industrialisierung hat. Der in Valencia
erarbeitete Synthese-Report bietet keine neuen Ergebnisse sondern fast den
4. Klimareport verständlich zusammen.