Der Italiener Piergiorgio Welby, dessen Beatmungsgerät nach jahrelangem Todeskampf auf eigenen Wunsch abgestellt worden war, ist am Sonntag in Rom beerdigt worden.
Hunderte Menschen waren zu der Trauerfeier vor einer Kirche auf der Piazza San Giovanni Bosco gekommen. Welby wurde in einer weltlichen Zeremonie zu Grabe getragen. Die katholische Kirche hatte eine religiöse Beerdigung abgelehnt. Sie begründete dies damit, dass Welbys Todeswunsch der katholischen Doktrin widerspreche.
Der 60-Jährige, der an unheilbarem Muskelschwund litt und viele Jahre völlig gelähmt war, war am Donnerstag gestorben. Er hatte zuvor einen Monate langen öffentlichen Kampf um seinen Tod geführt und damit eine heftige Debatte über das Thema Sterbehilfe ausgelöst.
Religiöse Beerdigung abgelehnt
Die Katholische
Kirchengemeinde von Rom lehnt die Durchführung einer religiösen
Beerdigungsfeier für den mit Hilfe eines Arztes gestorbenen italienischen
Sterbehilfe-Vorkämpfers Piergiorgio Welby ab. Der Pfarrer der Gemeinde habe
der Witwe des Verstorbenen mitgeteilt, dass er die Anweisung vom Vikariat
erhalten habe, die Vorbereitungen für die Beerdigung auszusetzen, sagte
Rocco Berardo, stellvertretender Sekretär der Firma Luca Coscioni, für die
Welby arbeitete, am Freitag. Die Gemeinde San Giovanni Bosco habe
vorgeschlagen, stattdessen eine Gedenkmesse für Welby zu feiern.
Katholische Kirche in Italien
Welbys Todeswunsch stehe im
Gegensatz zur Lehre der katholischen Kirche, hieß es in einer Erklärung, die
vom Fernsehsender Rai zitiert wurde. Die katholische Kirche hat in Italien
einen großen Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Welby litt seit dem
Alter von 18 Jahren an einer unaufhaltsam fortschreitenden Muskelschwäche.
Seit 1997 wurde er durch künstliche Beatmung am Leben gehalten. Er hatte vergeblich vor Gericht um sein Recht auf Sterbehilfe gekämpft. Am Mittwoch hatte der Anästhesist des Krankenhauses in Cremona, Marco Riccio, Welbys Beatmungsgerät abgeschaltet und dem Patienten Medikamente gegeben, um zu verhindern, dass er leidet.
Vatikan reagiert entrüstet
Der Vatikan reagierte entrüstet
auf die von Riccio geleistete Sterbehilfe. Bischof Elio Sgreccia, Präsident
des bioethischen Instituts der katholischen Universität und der päpstlichen
Akademie für das Leben, kritisierte die Radikale Partei, die seiner Ansicht
nach Welbys Fall instrumentalisiert habe, um die Debatte über die
Legalisierung der Euthanasie neu aufflammen zu lassen. "Vom ethischen
Standpunkt betrachtet kann die Behandlung, der Welby unterzogen worden war,
nicht als unmenschlich betrachtet werden", meinte Sgreccia.
Bischof Rino Fisichella, Leiter der römischen Lateran-Universität und Kaplan der italienischen Abgeordnetenkammer berichtete, dass er am Freitagabend eine Messe für Welby zelebrieren wird. "Ich werde Gott bitten, denjenigen zu verzeihen, die Welby getötet haben", meinte Fisichella. Er kritisierte, dass Welby zum Symbol des Kampfes für den Tod statt für die Verbesserung der Lebensqualität von Schwerkranken geworden sei.